Schacht [2]

[577] Schacht, bergmännischer Bau von regelmäßigem Querschnitt, dessen Haupterstreckung in die Tiefe gerichtet ist. Schächte sind in ebener Gegend unentbehrlich zur Aufschließung von Lagerstätten, deren Ausgehendes von Gebirge überdeckt ist. Dort, wo die Anlage von Stolln möglich ist, dienen diejenigen Schächte, die nur bis auf die Stollnsohle niedergebracht sind (Stollnschächte), namentlich zur Wetterführung. Schächte, welche die Lagerstätte unter der Stollnsohle (den Tiefbau) erschließen, heißen Tiefbauschächte.

Die Herstellung eines Schachtes geschieht gewöhnlich durch Vertiefen desselben von der Erdoberfläche oder einem Grubenbaue (Stolln, Strecke) aus (Teufen, Abteufen, Absinken eines Schachtes); sie kann jedoch auch so erfolgen, daß von einem Stolln oder einer Strecke aus aufwärts gearbeitet wird (Ueberhauen oder Uebersichbrechen). Ein in der einen oder andern Weise begonnener Schacht heißt daher Abteufen (auch Gesenke) bezw. Ueberhauen. Die Stelle, an der ein Schacht angelegt wird, heißt Schachtansatzpunkt. Die Schächte dienen der Förderung, Fahrung, Wasserhaltung und Wetterführung, und zwar entweder einem dieser Zwecke vorwiegend, dann spricht man z.B. von Förderschacht (Treibeschacht), von Wasserhaltungsschacht (Kunstschacht) und Wetterschacht, oder sie dienen mehreren dieser Zwecke (Hauptschächte). Der Schacht wird durch Hölzer oder eiserne Träger (Einstriche), die in vertikalen Ebenen untereinander eingebaut werden, in mehrere Abteilungen geteilt; jede derselben heißt ein Trum (Trumm), und man unterscheidet das Fahrtrum, die Fördertrümer, das Kunst- oder Pumpentrum u.s.w. Statt Fördertrum sagt man wohl auch dort, wo in der alten Weise in Tonnen gefördert wird, Tonnenfach. Bei solchen Bergbauen, bei denen sehr bedeutende Mengen an Material (Holz oder Versatzberge) in die Grube geschafft (gehängt) werden müssen, sind hierzu besondere Fördertrümer vorhanden, die Hänge-, Holz-, Holzhängetrum heißen. Steht eine Grube nur durch einen Schacht mit der Oberfläche in Verbindung, so müssen die Wetter durch einen Teil des Schachtquerschnitts einziehen und durch den andern, das Wettertrum, ausziehen. Dieses muß dann luftdicht abgeschlagen sein; die trennende Wand nennt man Wetter- oder Schachtscheider. Sie besteht aus Mauerung oder aus Wellblech; ein hölzerner Wetterscheider ist schwer dicht zu erhalten. Der Hauptrichtung nach unterscheidet man saigere, d.h. lotrechte Schächte, auch Richtschächte genannt, die jetzt fast überall angewendet werden, da ihre Leistungsfähigkeit für die Förderung am größten ist, der Einbau von Gestängemaschinen (Wasserhebung, Fahrkunst) sich am einfachsten gestaltet und sie auch in der Unterhaltung am billigsten sind. Auf flach einfallenden Lagerstätten wurden früher auch vielfach[577] dem Einfallen der Lagerstätte folgende flache (tonnenlägige) Schächte angewendet. Aendert sich mit dem Einfallen der Lagerstätte auch die Hauptrichtung des Schachtes, so heißt dieser gebrochener Schacht; die Stelle, an der die Richtungsänderung erfolgt, heißt Schachtbruch. Ein Schacht, der von der Erdoberfläche aus in die Tiefe führt, heißt Tageschacht, dagegen ist ein blinder Schacht ein solcher, der von einer Strecke oder einem Stolln aus abgeteuft ist. Ein Schacht, der in der Grube zwei Strecken miteinander verbindet, heißt Strecken-, Durchschnitts-, Zwischenschacht. Zwillingsschächte nennt man zwei Hauptschächte, die so nahe beieinander abgeteuft werden, daß die zugehörigen Anlagen über Tage ein Ganzes bilden; die Anlagekosten sind geringer als bei zwei getrennten Schachtanlagen, jedoch wird die Wetterführung erschwert, die Wetterwege werden länger. Es sind die folgenden Benennungen für die verschiedenen Teile eines Schachtes üblich (s. Fig. 1): Die Mündung des Schachtes an der Oberfläche T heißt Tagekranz, Hängebank, am. Oberharz auch Stürze. Gewöhnlich legt man die Schachtmündung einige Meter über den gewachsenen Boden (der Schacht wird aufgesattelt), um Haldensturz zu gewinnen. Auch wenn der Schacht im festen Gestein ohne Ausbau steht, muß doch der oberste Teil, der Schachtkopf K, soweit sich der Schacht in der Halde H und in zersetztem Gestein befindet, ausgebaut, gewöhnlich ausgemauert werden. Dort, wo Strecken vom Schachte abgehen, werden für den Verkehr, namentlich das Ausladen von Grubenholz, Schienen u. dergl. aus den Schachtfördergefäßen, erweiterte Räume, die Füllörter F, hergestellt. Der Schachtteil unter der tiefsten Strecke, in dem sich das Wasser ansammelt, um von hier aus durch die Schachtpumpen gehoben zu werden, heißt Schachtsumpf S. Das über dem Schachte errichtete Gebäude nennt man Schachtkaue, Schachtgebäude, Schachthaus. Der Schachtquerschnitt oder die Schachtscheibe ist zweckmäßigerweise rechteckig bei flachen Schächten und bei denjenigen Richtschächten, die in festem Gebirge abgeteuft werden; Fig. 2 gibt den Querschnitt eines rechteckigen Schachtes im festen Gebirge mit hölzernen Einstrichen d an. Dagegen wählt man in losem oder weniger festem Gebirge gewöhnlich den kreisrunden Querschnitt. Fig. 3 zeigt einen runden, gemauerten Schacht mit eisernen Einstrichen d. F sind die Fördertrümer, l die Leitungen für die Fördergefäße, Fa das Fahrtrum, K das Wasserhaltungstrum, H ist der Holzhängeschacht.

Treptow.

Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3.
Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 577-578.
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