Stapellauf

[253] Stapellauf eines Schiffes umfaßt alle Einrichtungen und Arbeiten, welche erforderlich sind, um den auf der Bauhelling fertiggestellten Schiffsrumpf am einer geneigten Bahn, der Ablaufbahn, zu Wasser zu lassen.

Im allgemeinen findet der Stapellauf nach Fertigstellung aller Unterwasserteile aber vor dem Einbauen von Maschinen- und Kesselanlage, Panzer und Ausrüstungsgegenständen statt Die Neigung der Ablaufbahn schwankt zwischen 1 : 8 bis 1 : 14 für kleine Schiffe und 1 : 14 bis 1 : 24 für große Schiffe, und der Neigungswinkel muß derart gewählt werden, daß tg α > f – dem Reibungskoeffizienten des Schlittens auf der Ablaufbahn – wird. f schwankt je nach dem Flächendruck von 20–30 t pro Quadratmeter und der Schmierung von 0,02–0,05, während die Ablaufgeschwindigkeit v von 3,6–6,0 m pro Sekunde steigt. Durch Messen der selben beim Ablauf durch besondere selbstregistrierende Apparate ergeben sich die Werte von f[253] aus der Formel


Stapellauf

worin P das Gewicht von Schiff und Schlitten, s der durchlaufene Weg, v1 und v2 die Geschwindigkeiten am Anfang und am Ende des Weges, s und g die Beschleunigung der Schwere sind. Das Ablaufgerüst, auf welches das Schiff aufgekeilt und so von den Kielstapelungen freigemacht wird, besteht meist aus zwei Seitenschlitten in Entfernung von 1/5,-1/6 Schiffsbreite vom Kiel, bisweilen tritt ein dritter Schlitten, der Kielschlitten, hinzu. Die Länge des Ablaufgerüstes schwankt zwischen 0,6–0,8 Schiffslänge. Für den Stapellauf sind von Wichtigkeit die Berechnung der Stabilitätsverhältnisse für den Bauzustand beim Ablauf, die verschiedenen Lagen des Schiffes zur Helling beim Aufschwimmen des Hinterschiffes, um etwaige Beschädigungen des Vorstevens beim Aufschlagen auf die Helling zu vermeiden, der Druck am Vorsteven auf die Ablaufbahn sowie die Vorrichtungen zum Abstoppen des Schiffes nach dem Verlassen der Helling, im besonderen bei schmalen Flußläufen und Kanälen. Ueber die Verwendung von Sandtöpfen zum Absenken des Schiffes in den Schlitten sowie eines Drehlagers am Vorsteven s. [7].


Literatur: [1] Krieger, Johows Hilfsbuch für den Schiffbau, Berlin 1902. – [2] Schmidt, A., Die Stabilität von Schiffen, Berlin 1892. – [3] Pollard et Dudebout, Théorie du navire, Paris 1890. – [4] Hauser, Cours de construction navale, Paris 1886. – [5] Ueber Messungen bei Stapelläufen, Marinerundschau, Berlin 1897. – [6] Benjamin, Das Kentern der Schiffe beim Zuwasserlassen, Jahrbuch der Schiffbautechnischen Gesellschaft, Berlin 1908. – [7] Bock, Neuerungen beim Stapellauf S.M.S. »Blücher«, Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing., Berlin 1908, S. 1925.

T. Schwarz.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 253-254.
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