Tonschiefer

[557] Tonschiefer (Phyllad, Schiefer), gleichmäßig dichte, dünnschiefrige bis dünnplattige, meist graue, auch wohl rotbraune oder grünlichgraue und blaugraue feste Gesteine, welche durch chemische Umlagerung aus Ton und kalihaltigen löslichen Verbindungen hervorgegangen sind. Den Uebergang zu Ton bilden die ebenfalls schiefrigen, aber noch vorwiegend aus Ton selbst begehenden, meist mit dem Finger zerreiblichen und weichen Schiefertone.

Die Tonschiefer setzen sich in der Hauptsache aus einem äußerst seinen und nur sehr schwer entzifferbaren Gemenge von weißem Glimmer zusammen, welches durch staubartiges Eisenerz gelb, rot oder braun, durch feinde Kohlenteilchen schwarz gefärbt ist. Ist statt des weißen Glimmers ein grünlicher (Sericit) oder Chlorit in seiner Verteilung vorhanden, so entstehen grüne oder hellblaue Farben. Zwischen dem Glimmer treten öfters kleine Körner von Quarz und sehr viel Rutil in Nädelchen auf, ebenso die Schiefer rot färbendes Roteisenerz (Eisenglanz). Wird die glimmerartige Hauptmasse grobkörniger, so daß man einzelne Glimmerblättchen erkennen kann, so entstehen Uebergänge zu Phylliten und zu Glimmerschiefer. Zu nebensächlichen, aber häufigen Einschlüssen der Tonschiefer gehören Quarz in Linsenform, Schwefelkies in Kristallen, auch wohl Kalkknollen. Die Tonschiefer sind äußerst sein geschichtet und außerdem meist noch von einem zweiten, schief zur Schichtung gerichteten System von Ablösungsflächen (Schieferung) durchsetzt (geschiefert). Sehr oft sind nur letztere ausgeprägt und die Schiefer nach ihnen spaltbar (vgl. Dachschiefer, Bd. 2, S. 511). Treten Schicht- und Schieferflächen oder von diesen zwei Systeme gleichzeitig als Ablösungs- und Spaltflächen und dichtgedrängt auf, so entstehen stengelige oder griffelförmige Abänderungen oder Griffelschiefer (Sonneberg in Thüringen). Als Wetzschiefer gelten ebenfalls sehr dichte, aber sehr viele sein verteilte Quarzkörner führende, meist heller gefärbte, feste und dicker schiefrige Tonschiefer (Thüringer Wald, Ardennen). Die Tonschiefer bestehen chemisch zumeist aus Kieselsäure, Tonerde und etwas Eisenoxyd sowie geringem Gehalt an Kalk, Magnesia, Kali und Natron. Beim Verwittern blättern sie sich meist auf, werden heller, gelb und gehen in unreinen Ton über. Das spez. Gew. liegt bei 2,8. Vorkommen in älteren Formationen (Kambrium, Silur, Devon) und hier durchweg gefaltet, gebogen und verquetscht, wodurch wohl die Umwandlung des Tones in Glimmer beeinflußt wurde. Feste, dünnspaltende Schiefer dienen zur Dachdeckung, schwarze, reine als Tafelschiefer, quarzreiche als Wetzschiefer, quarzarme oder -freie, weichere zur Griffelherstellung. Dickschiefrige Arten werden als Baumaterial für rauhes Mauerwerk benutzt, sind hier sehr wetterbeständig, aber der vielen Ablösungsflächen wegen schwer bearbeitbar. Zu Fundierungen besser geeignet als Schieferton.


Literatur: Zirkel, Lehrbuch der Petrographie, 2. Aufl., Leipzig 1894, Bd. 3; Weinschenk, E., Allgemeine Gesteinskunde, 2. Aufl., Freiburg 1907.

Leppla.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 557.
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