Glimmerschiefer

[573] Glimmerschiefer, ein in der Regel mittelkörniger, in der Hauptsache aus Quarz und Glimmer zusammengesetzter kristalliner Schiefer.

Der Quarz besitzt meist ein unregelmäßig geformtes Korn, seltener äußere Kristallbegrenzung. Als Glimmer tritt vorwiegend Muskovit auf, doch fehlt Biotit keineswegs. Die Blättchen desselben sind parallel angeordnet und erzeugen so eine Art Schichtung; sie umschließen die Quarzkörner meist vollständig. Neben diesen Hauptgemengteilen sind in den Glimmerschiefern oft noch enthalten: Orthoklas (Uebergänge in Gneis), Chlorit, Granat (teils in unregelmäßigen Körnern, teils auch in wohlausgebildeten Kristallen), Eisenglanz, Rutil, Turmalin, Zirkon, Apatit, Titaneisen, Chrysoberyll, Smaragd, Korund, Cordierit, Zinnstein, Graphit u.s.w. Die durch die parallele Lage der Glimmerblättchen erzeugte Parallelstruktur ist meist sehr gut ausgebildet; selten sind die Gesteine richtungslos körnig. Häufig sind die Glimmerschiefer stark gefaltet, die Schichtung oder Parallelstruktur verschwindet dabei nirgends, sondern bleibt erhalten. Durch Aufnahme von Feldspat gehen die Glimmer in Gneise, durch Aufnahme von Graphit in Graphitschiefer und durch Zurücktreten des Glimmers in Quarzitschiefer über. Mit allen diesen Gesteinen wechsellagert der Glimmerschiefer. Im allgemeinen jedoch überlagert er den Gneis und bildet somit die zweite Stufe in der Reihe der kristallinen Schiefer. Seine Entstehung schließt sich auch an diejenige des Gneises an. Man faßt ihn als eine Art Sediment auf, das sich aus sehr lösungskräftigem, vielleicht heißem Wasser niederschlug, während der Gneis meist die erste Erstarrungskruste des erkalteten Erdkörpers bildet.

Die Verwitterung der Glimmerschiefer im chemischen Sinne ist eine sehr langsame und geringe. Um so größer aber ist die Neigung zum mechanischen Zerfall. Die parallele Lage der Glimmerblättchen und ihre vollkommene Spaltung bedingt eine leichte Trennung. Die Glimmerblättchen werden durch Wind und Regen fortgeführt und es bleibt ein lockerer Sandboden zurück, dessen Körner der Quarz des Glimmerschiefers bildet. Schwerer zerstörbar sind quarzreiche und glimmerarme Gesteine, in denen der Glimmer nicht geschlossene Lagen bildet. Der geringe Widerstand der glimmerreichen Schiefer gegen mechanischen Zerfall setzt die Festigkeit dieser Gesteine auf ein Minimum herab und macht sie im allgemeinen zu Baumaterial untauglich. Die technische Verwendung ist daher eine sehr untergeordnete. Wichtiger sind Glimmerschiefergebiete wegen der Häufigkeit von fremden Einlagerungen, selteneren Mineralien, Erzen.


Literatur: Zirkel, F., Lehrb. d. Petrographie, Bd. 3, Leipzig 1894, S. 270–294.

Leppla.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 573.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: