Tran [2]

[641] Tran. Man nahm früher allgemein an, daß der eigentümliche Geruch der Trane auf Verunreinigungen beruht, die durch Fäulnis der aus dem Fischfleisch flammenden eiweißartigen Bestandteile entstehen. Nach neueren Untersuchungen wird jedoch als Hauptträger des Trangeruchs die Clupanodonsäure (C18H28O2) angesehen, die im Japantran bis zu 14% enthalten ist.

Es hat nicht an Versuchen gefehlt, die Trane geruchlos oder wenigstens geruchschwach zu machen. Ch. Culmann [1] versuchte, die Riechstoffe durch Abtreiben mit Wasserdampf zu entfernen, indem er auf den vorher mit Alaun zur Entfernung koagulierender Verunreinigungen behandelten Tran überhitzten Dampf einwirken läßt. Ein Verfahren von Petersen und Holsten [2] unterstützt die Abtreibung der Riechstoffe im Vakuum mit überhitztem Dampf dadurch, daß sie in den Tran ein Gemisch von Knochenkohle und Kreide eintragen. Sudfeldt & Co. [3] setzen dem Tran höhere Fettsäure zu und destillieren dann im Vakuum, so daß die Geruchstoffe und flüchtigen Säuren abdestillieren. Alle diese Verfahren sollen nicht zuverlässig sein. Ein zuverlässig gutes Resultat soll man nur erhalten, wenn man nach dem Verfahren von Friedr. Bergius [3a] den Tran nach sorgfältiger Vorreinigung in einem geschlossenen Gefäß mehrere Stunden einer Temperatur von 250–300° C aussetzt.

Es existieren ferner verschiedene Verfahren, Tranfettsäuren geruchlos zu machen. Von gutem Erfolg soll das Verfahren von E. Böhm [4] sein, wonach die Tranfettsäure bei 150° in einem offenen Gefäß getrocknet und dann im Vakuum 2–3 Stunden auf etwa 250° erhitzt wird. Statt Vakuum kann auch die Durchleitung eines indifferenten Gases benutzt werden. – C. Striepel [5] will die Geruchsverbesserung von Tranfettsäuren dadurch erreichen, daß er auf die bei der Destillation sich bildenden Fettsäuren gasförmige schweflige Säure einwirken läßt. Die raffinierten Fettsäuren sollen die Geruchlosigkeit dauernd behalten, so daß auch bei Seifen der Trangeruch, der bei Behandlung der Trane mit doppelt chromsaurem Kali und Schwefelsäure oder Salzsäure wieder hervortritt, sich nicht wieder einstellen soll. – Nach C. Sandberg [6] werden die durch Spaltung der Trane erhaltenen Fettsäuren mit konzentrierter Schwefelsäure (1,84 spez. Gewicht) bei 25–40° behandelt, dann mit siedendem Wasser ausgewaschen und schließlich destilliert. Bei diesem Verfahren, das auch unter den Bedingungen der gewöhnlichen Azidifikation und bei Anwendung von 10% Schwefelsäure ein gutes Ergebnis liefert, werden die ungesättigten Fettsäuren teilweise in gesättigtere Oxyfettsäuren übergeführt und die etwaigen Geruchstoffe aus stickstoffhaltigen Substanzen in eine wasserlösliche Form (Sulfate) gebracht und während des Auswaschens entfernt. Besonderer Erfolg soll nach Hofmann [7] mit diesem Verfahren erzielt werden, wenn gleichzeitig mit den Tranfettsäuren eine[641] geringe Menge Harz der Sulfurierung unterworfen wird. Eine weitere, sehr wirksame Desodorisierung läßt sich nach Schrauth [8] dadurch erreichen, daß man die Tranfettsäure einer Alkalischmelze unterwirft und das so erhaltene Produkt entweder direkt auf Seife oder nach dem Ansäuern mit Mineralsäure durch Destillation auf freie Fettsäuren verarbeitet. Die Desodorisierung erfolgt hier nach dem Prinzip der sogenannten Varrentrappschen Reaktion, indem stark riechende ungesättigte Fettsäuren unter Abspaltung von Essigsäure bei gleichzeitiger Wasserstoffentwicklung in gesättigte Fettsäuren mit geringer Kohlenstoffanzahl übergeführt werden, die nunmehr, ihrer chemischen Zusammensetzung entsprechend, den vollen Charakter einer Leimfettsäure zeigen. Auch die bei der Raffination mit konzentrierter Schwefelsäure erhaltenen Oxyfettsäuren besitzen einen ähnlichen Charakter, so daß es möglich erscheint, die Trane, und zwar gerade die geringwertigen Qualitäten, als Rohmaterial zur Herstellung von Ersatzprodukten für die tropischen Leimseite heranzuziehen. Vollkommen geruchlos werden die Trane und Tranfettsäuren bei der Hydrogenisation, und es ist damit erwiesen, daß der Trangeruch durch die ungesättigten Bestandteile bedingt ist. Für diesen Prozeß sind nur die guten, sorgfältig vorgereinigten Qualitäten brauchbar. – Nach Waentig [9] kann man bei Tranen die gesättigten und einfach ungesättigten Fettsäuren von den Glyzeriden der stark ungesättigten (Linolensäurereihe u.s.w.) fraktioniert trennen und auf diese Weise Produkte gewinnen, die einen Ersatz des Leinöls bei der Firnisfabrikation darstellen.


Literatur: [1] D.R.P. Nr. 110796. – [2] D.R.P. Nr. 202576. – [3] D.R.P. Nr. 271060. – [3a] D.R.P. Nr. 294778. – [4] D.R.P. Nr. 230123. – [5] D.R.P. Nr. 283216. – [6] D.R.P. Nr. 162638. – [7] D.R.P. Nr. 281375. – [8] Deite-Schrauth, Handbuch der Seifenfabrikation, 4. Aufl., Bd. 1, S. 100, Berlin 1917. – [9] D.R.P. Nr. 272465.

Deite.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 641-642.
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