Leinöl [1]

[133] Leinöl, ein durch Auspressen von Leinsamen dargestelltes gelbes bis bräunlich gefärbtes Oel von süß-bitterem, nachträglich kratzendem Geschmack und eigentümlichem Geruch. S.a. Oelfabrikation.

Das Oel ist in 16 Teilen Aether und in 40 Teilen Alkohol von gewöhnlicher Temperatur löslich, mit Terpentinöl in allen Verhältnissen mischbar, siedet bei 230° C, fängt auf 380–420° C. gebracht von selbst zu brennen an, wobei es sich bis zu Sirupkonsistenz verdickt. Leinöl hat in hohem Grade die Eigenschaft, aus der Luft und beim Kochen mit sauerstoffreichen Körpern Sauerstoff aufzunehmen, seine Bestandteile wesentlich zu ändern, rasch auszutrocknen, mit einem Worte das zu bilden, was wir Firnis und Firnisüberzug nennen. Es wird dermalen meist aus. russischer, ostindischer, argentinischer, La-Plata u.s.w. Saat und Saat aus den Ostseeprovinzen, in Holland und England gewonnen (die Leinölproduktion andrer Länder, z.B. Bayerns, Oberösterreichs[133] u.s.w., ist unbedeutend) und ist namhaften Verfälschungen ausgesetzt, so namentlich mit Rüböl (wenn es der Preis gestattet), Hanföl, Fischtran, Kompositionsölen aus Harz, Petroleum, Harzöl u.s.w.; auch Fälschungen durch Vermischen des Leinsamens mit Leindotter sind beobachtet worden. Es findet seine Hauptanwendung zu Anstrichzwecken, in der Fabrikation von Lacken, Firnissen, zu weißen Seifen (Schmierseifen) u.s.w.; kaltgepreßtes Leinöl wird in einigen Gegenden noch als Speiseöl benutzt.

Andés.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 133-134.
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