Vanadin

[651] Vanadin, seltenes Element, dessen Verbindungen früher besonders aus Schlacken von Eisenerzen (Creuzot) oder der Asche peruanischer Asphaltite für die Zwecke der Anilinschwarzfärberei hergestellt wurden.

Seit den Untersuchungen von Hélouis, Guilett, Arnold u.a. über die Qualitätsverbesserung, die das Vanadin dem Stahl erteilt, sind reichhaltigere Vorkommnisse erschlossen worden, namentlich die Patronitlager (VS8) von Minasragra in Peru (der American Vanadium Co. gehörig), die 1907–1916 18784 t Konzentrat geliefert haben, entsprechend 4323 t reinem Vanadin. Daneben spielt der Roscoelith, ein V2O3 enthaltendes Silikat und der Carnotit (K2O, 2UO3, V2O5, 3H2O), beide in ausgedehnten Lagern in Kolorado, Utah u.s.w. vorkommend, eine Rolle, letzteres Erz auch als Quelle für Uran und Radium. Minder wichtig ist der Vanadinit (Cuprodescloizit u.s.w.) von Spanien, Nord- und Südamerika, in der Hauptsache Bleivanadat. Im Kriege ist in Deutschland vorübergehend wieder die Vanadingewinnung aus Schlacken versucht worden. Die Verarbeitung der Vanadinerze kann durch Laugen oder Verschmelzen mit sauren wie basischen Reagentien bewirkt werden (H2SO4, NaHSO4, NaOH, Na2CO3, NaCl, Na2S u.s.w.) (vgl. auch D.R.P. Nr. 173900, 264373, 265769, 266220, 270346, 289245, 294932). Vanadin, in Form von alumino- oder elektrothermisch hergestelltem Ferrovanadium wird dem Stahl als Desoxydens und als Gefügeverbesserer zugesetzt; es bewirkt Steigerung von Fertigkeit und Elastizitätsgrenze. Vanadinhaltige Stähle, namentlich solche, die noch weitere Spezialmetalle, wie Chrom, Nickel u.s.w., enthalten, finden als Werkzeug- und Konstruktionsstähle Verwendung; besonders groß ist die Widerstandsfähigkeit gegen wechselnde Beanspruchung.


Literatur: Fester, Die ehem. Technologie des Vanadins, Stuttgart 1914.

Fester.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 651.
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