Verzahnung

[790] Verzahnung. 1. Verbindung zur Verstärkung von Balken bezw. Unterzügen bei großen Spannweiten, wo einfache Holzstärken nicht mehr ausreichen.[790]

Sie besteht aus einer Zusammensetzung von 2, 3 bis 5 Hölzern in der Weise, daß die Enden der Balken nicht gleiten können. Bei einem verzahnten Balken (Fig. 1) besteht die untere Lage aus einem durchgehenden Holze, während die auf Druck in Anspruch genommene obere Balkenlage in der Mitte gestoßen ist und durch Zähne in die untere Lage eingreift. Beide Lagen sind durch Schraubenbolzen innig zu verbinden. Um ein Einschlagen der Hölzer zu verhindern, wird diesen eine aufwärtsgehende Krümmung mit einer Pfeilhöhe von 1 : 60 bis 1 : 100 der Länge gegeben. Da an den Zähnen Hirnholz auf Hirnholz trifft und hierdurch ein Ineinanderpressen entsteht, ist es von Vorteil, an diesen Stellen Keile oder Dübel aus Hartholz einzutreiben, die bei späterem Schwinden des Holzes weiter nachzutreiben sind. An den Hirnenden der Oberbalken sind Platten aus Zinkblech oder dergleichen einzulegen. Die gleiche Wirkung einer Verstärkung kann durch die Verdübelung zweier aufeinander gelegter Balken (Fig. 2 und 3) erreicht werden, wobei die Herstellung der Verspannung einfacher ist, und die fest eingetriebenen Keile oder Dübel einem Gleiten kräftig entgegenwirken. Hinsichtlich der Berechnung solcher Verbindungen sei auf [1]–[4] verwiesen.

2. Die Mauerverzahnung entsteht an den Ecken oder am Ende einer senkrecht abgesetzten Mauer durch das Uebergreifen der Steine über die zunächst darüber- und darunterliegenden Stoßfugen.

Beim Blockverband des Backsteinmauerwerks (s. Bd. 2, S. 92, Fig. 1) ist diese Zahnung regelmäßig; beim Kreuzverband (Bd. 5, S. 700, Fig. 1) unregelmäßig. Verzahnungen an Bruchstein- oder Quadermauern, wie sie für den Anschluß später aufzuführender Mauern angeordnet werden, sind nur dann ratsam, wenn der Untergrund ein sehr fester ist, so daß keine Senkungen zu erwarten sind, die ein Abdrücken der Zähne beim Anbauen gewärtigen ließen.


Literatur: [1] Gottgetreu, R., Lehrbuch der Hochbaukonstruktionen, 2. Teil, Berlin 1882. – [2] Handbuch der Architektur, 3. Teil, Bd. 1, Konstruktionselemente, 2. Aufl., Darmstadt 1891. – [3] Breymann, G.A., Allg. Baukonstruktionslehre, 2. Teil, Stuttgart 1881. – [4] Wanderley, G., Handbuch der Baukonstruktionslehre, Bd. 2, 3. Aufl., Karlsruhe 1887.

Weinbrenner.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2., Fig. 3.
Fig. 2., Fig. 3.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 790-791.
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