Wismut [1]

[949] Wismut Bi, Atomgew. 208,5. Rötlichweißes, glänzendes, sprödes Metall, das bei etwa 260° (ganz rein 264°) schmilzt und beim Erkalten in würfelähnlichen Rhomboedern auskristallisiert. Das spez. Gew. des geschmolzenen Wismuts ist 10,055, das des erstarrten 9,82, es dehnt sich also beim Erstarren aus. An der Luft erhitzt, verbrennt es zu gelbem Wismutoxyd, das zu einer braunen Flüssigkeit schmilzt (Wismutglätte). Von Säuren lösen es schon kalt Salpetersäure und Königswasser, Salzsäure nur wenig.

In chemischer Beziehung verhält es sich ähnlich wie Antimon. Sauerstoffverbindungen: BiO, Wismutoxydul; Bi2O3, Wismutoxyd, gelbes, durch Verbrennen des Wismuts oder durch Glühen des Wismutnitrats zu gewinnendes Pulver; Bi2O5 Wismutsäureanhydrid, Bi2S3 Wismutsulfid, fällt aus der Lösung der Wismutsalze als schwarzer Niederschlag durch Schwefelwasserstoff oder wird als blätterige, graue Masse durch Zusammenschmelzen von Wismut und Schwefel erhalten. Die wichtigsten Salze sind das Wismutnitrat und Wismutchlorid, die wie alle neutralen Wismutsalze durch Wasser zersetzt werden, indem basische Salze entstehen. – In der Natur kommt das Wismut hauptsächlich gediegen vor, außerdem als Wismutglanz, Bi2S3, als Wismutocker, Bi2O3, und in einer Anzahl seltenerer Mineralien. Wismut wurde früher nur in Saigeröfen mit geneigten, gußeisernen Röhren durch Ausschmelzen der gediegenes Wismut[949] enthaltenden Erze dargestellt. Jetzt wird es durch Schmelzprozesse gewonnen, indem die kobalt- und nickelhaltigen Erze zur Entfernung des Arsens und Schwefels geröstet und in Tiegelöfen unter Zusatz von Kohle, Eisen und Schlacke verschmolzen werden. Unter der Schlacke entsteht dann neben einer aus Arsen, Kobalt, Nickel und Eisen bestehenden Speise metallisches Wismut. Außerdem wird Wismut auf nassem Wege aus wismuthaltigem Blei dargestellt, nachdem man das Blei großenteils abgetrieben und weiter im Flammofen mit Mergelsohle oxydiert hat. Die Oxyde gehen zum Teil in den Herd, zum Teil in die Glätte. Herd und Glätte werden feingepocht und warm mit Salzsäure in Steinzeugtöpfen ausgezogen. Aus der Wismutchloridlösung wird durch Wasserzusatz erst Chlorblei, dann basisches Wismutchlorid gefällt, das nach abermaligem Auflösen und Fällen mit Wasser filtriert, ausgewaschen und nach dem Trocknen in gußeisernen Tiegeln mit Zusatz von Soda, Glas und Holzkohle auf Metall verschmolzen wird. Auch auf elektrischem Wege soll sich nach Borchers im Schmelzofen Wismut aus wismuthaltigem Blei gewinnen lassen. Das erhaltene Rohwismut wird, wenn es stark verunreinigt ist, durch Saigerung geläutert. Zur weiteren Reinigung wird es vom Blei getrennt, indem es in eine Schmelze von Aetznatron mit Chlornatrium und Chlorkalium unter Zusatz einer dem Bleigehalt entsprechenden Menge Wismutoxychlorid eingetragen wird. Arsen und Antimon werden durch Schmelzen mit Soda und Salpeter entfernt. Man verwendet das Wismut zu verschiedenen leichtschmelzbaren Legierungen (s. Wismutlegierungen) und zur Darstellung der Wismutsalze, von denen das Wismutnitrat (s.d.) das wichtigste ist.


Literatur: Schnabel, Handbuch der Metallhüttenkunde, Berlin 1896, Bd. 2, S. 361 ff.

(Rathgen) Moye.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 949-950.
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