Anachorēten

[470] Anachorēten (griech., »die sich zurückgezogen haben«), Personen, die in der Einsamkeit ungestört frommen Betrachtungen und Übungen leben. Als ihre biblischen Vorgänger können Elias und Elisa, auch Johannes der Täufer betrachtet werden. Das christliche Anachoretentum datiert aus den Zeiten der Christenverfolgungen; in den Wüsten Ägyptens, Syriens, Palästinas lebten Hunderte von A. unter Selbstpeinigungen der seltsamsten Art, deren Endziel die gänzliche Ertötung des Fleisches und die mystische Vereinigung mit Gott war. Besonders war im Morgenlande der Einfluß der A., die man für Heilige hielt, bedeutend. Bei der zunehmenden Zahl der A. bildeten sich unter ihnen kleine Gemeinschaften, die ihre Hütten um eine gemeinsame Kapelle bauten (s. Laura). Daraus entstanden in der Thebaischen Wüste die ersten Klöster, mit deren zunehmendem Ansehen das Anachoretentum an Bedeutung verlor. S. Eremiten.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 470.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika