Anachorēten

[445] Anachorēten (v. gr.), 1) in der frühesten christlichen Zeit die, welche sich in die Einöde zurückzogen, um in Kasteiungen, Fasten u. beständigem Beten die höchste Heiligkeit zu erreichen; auch Frauen führten schon früh ein anachoretisches Leben. Ihre Vorbilder waren Elias u. Johannes der Täufer. Als Stifter wird Paul von Theben in der Mitte des 3. Jahrh. n. Chr. angenommen, doch finden sich schon Spuren von ihnen im 2. Jahrh. Ihr [445] Extrem war Simon Stylites u. seine. Nachahmer, s. Styliten. Sie entstanden zuerst in Ägypten, um Theben u. Alexandria, bald auch in Syrien u. Kleinasien, u. ihre Zahl mehrte sich so, daß Antonius der Gr. in der Thebaischen Wüste gegen Ende des 3. Jahrh. ihnen Regeln für ihre ascetischen Übungen gab, woraus die ersten Klöster sich bildeten. Später 2) Mönche, welche nur mit Erlaubniß des Abts od. nach vieljährigem Aufenthalt im Kloster die Einsamkeit wählten. 3) Mönche, die nicht aus dem Gebiet ihres Klosters gehen durften, zum Unterschied von Eremiten, denen es überlassen blieb, wann u. wohin sie gehen wollten. Daher Anachoretisch, einsiedlerisch.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 445-446.
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