Antagonismus

[563] Antagonismus (griech., »Widerstreit«), der Widerstand zweier entgegengesetzter Kräfte gegeneinander. Antagonist, Widersacher, Gegner. Als Antagonisten bezeichnet man gewisse Muskelgruppen, wie Streck- und Beugemuskeln, die in entgegengesetztem Sinne wirken, das Glied strecken, resp. beugen. Auf dem gestörten A. der Muskeln beruhen viele Verkrümmungen der Gelenke. Die Verkürzung oder Lähmung eines äußern Augenmuskels ist Ursache des Schielens, da in diesem Falle der Antagonist nicht im stande ist, dem Auge die gerade Richtung zu geben oder es zu stark in seinem Sinn ablenkt. Ähnliche Verhältnisse bieten auch die Nerven dar (Hemmungsnerven). Die Schläge des Herzens werden durch den sympathischen Nerv beschleunigt, durch den Nervus vagus verlangsamt. Aus der Einwirkung auf derartig antagonistische Nerven oder auf die Zentralstellen, von denen jene entspringen, ist wahrscheinlich der A. mehrerer Alkaloide zu erklären. Manche von diesen wirken auf gewisse Organe entgegengesetzt, das eine lähmend, das andre reizend; man kann daher bei Muskarinvergiftung das Leben durch Atropin erhalten, solange dessen lähmende Wirkungen selbst das Leben nicht bedrohen, ebenso kann man die Wirkung von Strychnin durch Chloralhydrat beseitigen (pharmakologischer A.). Bei Bakterien besteht ein A., insofern die Kultur einer Art auf einem Nährboden diesen ungeeignet macht für die Ansiedelung gewisser andrer Arten.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 563.
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