Apelles

[609] Apelles, der gefeiertste Maler Griechenlands, Zeitgenosse Alexanders d. Gr., blühte um 325, geboren in Kolophon, bildete sich in Ephesos bei Ephoros und dann bei Pamphilos in Sikyon. Zu Philipps Zeiten ging er nach Makedonien. Hier lernte ihn Alexander kennen, der ihn über alle andern Meister stellte und ihm angeblich allein gestattete, ihn zu malen. Von Makedonien aus scheint A. mehrere Reisen unternommen und sich längere Zeit in Rhodos, Kos und Ephesos aufgehalten zu haben. Nach Alexanders Tode wandte er sich nach Alexandria an den Hof des Ptolemäos, kehrte später aber nach Ephesos zurück. Anmut, sinnlicher Reiz, blühendes Kolorit, mit der Strenge und Korrektheit der sikyonischen Schule gepaart, waren nach den Zeugnissen der Alten die Vorzüge seiner Werke, die sich besonders an der berühmten Anadyomene (s. d.) im Asklepiostempel zu Kos zeigten. Von seinen übrigen Werken waren am gefeiertsten: Alexander mit dem Blitz in der Hand (für den Tempel der Artemis zu Ephesos), eine Charis im Odeon zu Smyrna, eine Artemis unter opfernden Jungfrauen, ein Herkules und ein Alexander, wie er den Siegeswagen besteigt. Kräftig vertiefte Schatten- und dadurch stark gehobene Lichtpartien zeichneten alle seine Gemälde aus; doch gebrauchte er nur vier Hauptfarben (Weiß, Rot, Gelb, Schwarz, natürlich mit ihren Nuancen und Mischungen). Außerdem verlieh er seinen Gemälden durch einen eigentümlichen Firnis nicht bloß Schutz gegen Feuchtigkeit und Staub, sondern auch mehr Feinheit und Zartheit des Ausdrucks. Dieselbe Anmut, die sich über die Gemälde des A. verbreitete, scheint auch der Grundton seines ganzen Lebens gewesen zu[609] sein. Über Eifersucht gegen seine Kunstgenossen war A. im Bewußsein seiner Meisterschaft erhaben. Überliefert sind uns Anekdoten von ihm, die seine Unparteilichkeit, Bescheidenheit und Charaktergröße beleuchten. Vgl. H. Houssaye, Histoire d'A. (Par. 1867); Wustmann, A.' Leben und Werke (Leipz. 1870).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 609-610.
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