Aragonīt

[665] Aragonīt, nach dem Vorkommen in Aragonien benanntes Mineral, besteht wie Kalkspat aus kohlensaurem Kalk CaCO3, bisweilen mit 0,5–4 Proz. kohlensaurem Strontian und etwas kohlensaurer Magnesia, kristallisiert rhombisch, bildet meist säulenförmige oder spießige Kristalle, häufig Zwillinge oder Drillinge in Form hexagonaler Säulen, aber auch stengelige und faserige Aggregate, die letztern z. T. radialfaserig in Kugeln (Erbsenstein, Sprudelstein, Kalkoolith, s. Tafel »Mineralien«, Fig. 23), Krusten (Aragonitsinter) oder Stalaktiten mit oft verästelten Zacken (Eisenblüte). Er ist farblos, gelblich, rötlich, grün, blau, grau, glasglänzend, durchsichtig bis durchscheinend, Härte 4, spez. Gew. 2,9–3. Kalkspat und A. bilden ein ausgezeichnetes Beispiel von Dimorphismus. Welchen Umständen die eine oder andre Formbildung zuzuschreiben ist, weiß man nicht. Nach Hauy soll eine Beimischung von kohlensaurem Strontian die rhombische Form bedingen, doch kennt man auch strontianfreien A. Nach G. Rose kristallisiert aus heißer Lösung A., aus kalter Kalkspat; doch trifft dies nicht allgemein zu. Auch die Konzentration der Lösung kommt dabei in Betracht. Durch Glühen erhält A. das niedrigere spezifische Gewicht des Kalkspats; auch kennt man Aragonitsäulen, die zu einem Aggregat von Kalkspatkristallen umgewandelt sind. A. findet sich in Ton und Gips (schöne Kristalle zu Molina in Aragonien,[665] auch in den Schwefelgruben Siziliens), auf Erzlagerstätten (Herrengrund in Ungarn, Leogang in Salzburg), besonders häufig in Hohlräumen vulkanischer Gesteine (Horschenz in Böhmen). die spießigen Varietäten auch auf Kalkstein- und Brauneisenerzlagern.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 665-666.
Lizenz:
Faksimiles:
665 | 666
Kategorien: