Astronomischer Ort

[11] Astronomischer Ort (in der Mehrheit Örter) eines Sternes, der nach Rektaszension und Deklination oder nach Länge und Breite bestimmte Punkt der scheinbaren Himmelskugel, wo der Stern dem Auge des Beobachters erscheint. Sind die Koordinaten des Sternes unmittelbar gegeben, so kennt man seinen absoluten Ort; kennt man aber nur den Unterschied zwischen seiner Rektaszension und Deklination und denjenigen eines andern Sternes, so ist damit sein relativer Ort gegen diesen Stern gegeben. Die Beobachtungen geben die scheinbaren (apparenten) Örter der Sterne, d. h. behaftet mit Refraktion und Aberration, bei Sonne, Mond und den Planeten auch mit der Parallaxe, und zwar in Bezug auf den Äquator und das Äquinoktium im Augenblick der Beobachtung. Bringt man den Betrag der Refraktion und Aberration und nötigenfalls der Parallaxe in Abrechnung, so ergibt sich der wahre Ort für den Zeitpunkt der Beobachtung. Die wahren Örter der Sterne sind aber wegen der Präzession und Nutation veränderlich, und um sie vergleichbar zu machen, reduziert man sie auf[11] ein und denselben Zeitpunkt (auf dieselbe Epoche). Die so erhaltenen Örter sind die mittlern Örter für diese Epoche. Haben die Sterne eine merkliche Eigenbewegung, so ist auch diese bei der Reduktion zu berücksichtigen. Je nachdem man den Standpunkt des Beobachters im Mittelpunkte der Erde oder der Sonne annimmt, unterscheidet man den geozentrischen und den heliozentrischen Ort; bei Fixsternen sind dieselben nicht merklich (höchstens um den Betrag der Parallaxe) verschieden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 11-12.
Lizenz:
Faksimiles:
11 | 12
Kategorien: