Badēni

[257] Badēni, Kasimir, Graf, österreich. Staatsmann, geb. 14. Okt. 1846 zu Surochovo in Galizien, aus einer ursprünglich italienischen Familie, studierte die Rechte, wurde nach kurzem Dienst bei der galizischen Statthalterei ins Ministerium des Innern berufen, 1879 mit der Statthaltereiexpositur in Krakau betraut, schied 1886 aus dem Staatsdienst, wurde aber 1888 Statthalter von Galizien. Am 2. Okt. 1895 zum Ministerpräsidenten ernannt, erregte sein erstes Programm mit dem Hinweis auf die »voranleuchtende Kultur des deutschen Volkes« allgemeine Befriedigung. Mit großer Mehrheit wurden die neue Wahlreform (7. Mai 1896) und andre Gesetze (Zuckersteuer) genehmigt. Als er aber, um die Tschechen für den 1897 neu zu schließenden ungarischen Ausgleich zu gewinnen, 5. April 1897 die Verordnung über die Amtssprache in Böhmen und Mähren erließ, stieß er auf die heftigste Opposition der Deutschen. Die von ihm 6. April angebotene Demission wurde abgelehnt; aber schon im Mai begannen die Stürme im Parlament, die sich in der Herbstsession steigerten und 25. bis 27. Nov. zu der Obstruktion führten, gegen die selbst eine Änderung der Geschäftsordnung und Aufbietung der Polizei im Abgeordnetenhaus nichts halfen. Am 28. Nov. erhielt B. die Entlassung. Am 25. Sept. trug er in einem Duell mit dem deutsch-böhmischen Abgeordneten Wolf (s. d.) eine leichte Verwundung davon. – Sein Bruder, Graf Stanislaus B., geb. 9. Aug. 1850, war 1895–1901 Landmarschall von Galizien.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 257.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika