Bardoux

[376] Bardoux (spr. -dū), Agénor, franz. Staatsmann, geb. 15. Jan. 1829 in Bourges, gest. 23. Nov. 1897 in Paris, ward Advokat in Clermont, 1870 Maire daselbst und wurde 1871 in die Nationalversammlung gewählt, wo er im linken Zentrum bald eine hervorragende Rolle spielte. 1876 in die Deputiertenkammer gewählt, ward er Präsident des linken Zentrums und war 13. Dez. 1877 bis 4. Febr. 1879 Unterrichtsminister. Entschieden trat er für die Republik und liberale Grundsätze auf, befürwortete aber ein schonendes Verfahren gegen die Kirche. 1882 wurde er zum unabsetzbaren Senator und nachher zum 1. Vizepräsidenten des Senats gewählt. B. wandte sich dem Studium der französischen Gesellschaft seit der Revolutionszeit zu und veröffentlichte nach seinen frühern mehr fachmännischen ArbeitenLes légistes et leur influence sur la société francaise«, 1878; »Le comte de Montlosier et le gallicanisme«, 1881; »Dix années de vie politique«, 1882) anziehende Sittenbilder: »La comtesse Pauline de Beaumont« (1884); »La bourgeoisie française« (1886, 2. Aufl. 1893); »Madame de Custine« (1886, 2. Aufl. 1891); »Études d'un autre temps« (1889) und »La duchesse de Duras« (1898). Auch ein Bändchen unter dem Namen Agénor Brady herausgegebener Gedichte: »Loin du monde« (1857), wird B. zugeschrieben. Seit 1890 war B. Mitglied der Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 376.
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