Bartgeier

[402] Bartgeier (Bartadler, Geieradler, Lämmer-, Gemsengeier, Gypaëtos barbatus Cuv.), Raubvogel, aus der Familie der Geier, 1,15 m lang, 2,67 m breit (Weibchen), mit kurzem Hals, großem langen, vorn plattem Kopf, sehr langen und spitzigen Flügeln, langem, stufigem oder keilförmigem Schwanz. starkem, langem und mit einem scharfen Haken herabgekrümmtem Schnabel, kurzen, verhältnismäßig schwachen Füßen, sehr schwachen Zehen und starken, wenig gekrümmten Nägeln. Kopf und Hals sind völlig befiedert, die Wachshaut von Borstenbüscheln verdeckt, der Kopf ist gelblichweiß, Hinterkopf und Hinterhals sind rostgelb, Rücken und Bürzel schwarz mit weißlichen Schaftstrichen, Schwingen und Steuerfedern schwarz; auf der Unterseite ist er hoch rostgelb, auf der Brust mit einem Kranz weißgelber, schwarz gefleckter Federn. Er bewohnt die österreichischen Alpen, die Pyrenäen, den Balkan und Kaukasus, den Altai und Himalaja, Vorderasien, den Atlas und Abessinien. Er lebt meist einzeln, auch in Paaren, fliegt äußerst schnell und nährt sich von Aas, kleinen Säugetieren, Schildkröten, besonders auch von Knochen, die er aus bedeutender Höhe herabfallen läßt, um sie zu zerbrechen (daher Ossifraga schon bei den Römern). Erzählungen von der Stärke, Kühnheit und Raubsucht des Bartgeiers beziehen sich ausschließlich auf den Steinadler. Er nistet auf Felswänden, und das Weibchen legt im Januar oder Februar ein, selten zwei trübweißliche, grau und braun gefleckte Eier. Die Jungen bleiben bis zum Herbst im Neste, werden aber von den Alten nicht verteidigt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 402.
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