Beugesehnen

[777] Beugesehnen des Pferdes. Die Sehnen, die an der Hinter- oder Beugefläche des Vorder-, bez. Hinterfußes herablaufen. An jedem Fuße sind zwei B., eine oberflächliche und eine tiefe, vorhanden, die zusammen einen fingerdicken Strang bilden, der geradlinig im hintern Rande des Mittelfußes verläuft und dann an der hintern (Beuge-) Fläche der Zehenglieder sich anheftet. Die größte Bedeutung haben die B. der Vordergliedmaße. Diese bildet vom Ellbogen bis zum Fesselgelenk eine geradlinige senkrechte Säule, die Zehe aber ist in einem Winkel von ca. 50° schräg nach vorn gerichtet; das Fesselgelenk ist mithin nicht senkrecht unterstützt. Die Last des Körpers würde nun das Fesselgelenk auf den Erdboden hinabdrücken, wenn nicht die hinter jenem herablaufenden B. dies hinderten. Sie halten das der Last weichende Fesselgelenk auf und sind durch seinen Druck zugleich straff zwischen ihrem obern Ursprung und ihrem im Huf liegenden Ende angespannt. Das Gewicht des Körpers wie das des Reiters fällt zum weitaus größern Teil den Vorderbeinen zur Last. In der Bewegung fällt bei jedem Niedersetzen des Fußes gewissermaßen der betreffende Lastanteil auf das Fesselgelenk herab. Die Wucht dieses Anpralles ist um so größer, je schneller die Bewegung ist, am größten beim Sprung, bez. Galopp. Die B. fangen den Anprall im Fesselgelenk unter elastischem Nachgeben und Zurückschnellen auf, andernfalls würde der Gang für den Reiter unerträglich stoßend sein. Die Anspannung der B. beim Auftreten fixiert zugleich die Vorderfußwurzel, die mit beiden B. durch Unterstützungsbänder verbunden ist, und sichert so gegen deren Einknicken (Stolpern). Abnorme Anforderungen (forcierter Gang unter schwerem Gewicht, Fehltritte etc.) verursachen sehr oft Erkrankungen (s. Sehnenkrankheiten), die auch die Sehnenscheiden mit betreffen können. Die gleichartigen Sehnen am Hinterfuß sind weniger belastet und erkranken selten.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 777.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: