Sehnenkrankheiten

[288] Sehnenkrankheiten, besonders beim Pferd, von dessen Bewegungsapparat sehr starke Leistungen verlangt werden, häufige Krankheiten. Namentlich entzünden sich leicht die an der Hinterfläche der Füße liegenden Beugesehnen (s. d.). Diese Entzündung bedingt schwere Lahmheit und führt, wenn ihre Beseitigung im frischen Zustande nicht gelingt, zu Knotenbildungen oder Verdickungen der ganzen Sehne (Sehnenklapp). Hieran schließt eine Zusammenziehung der Sehne, wodurch die Fessel steiler ausgerichtet wird und bei hochgradiger Sehnenverkürzung sich senkrecht stellen (Stelzfuß), ja selbst mit dem obern Ende nach vorn überneigen kann (Überköten). Mit der Steilstellung der Fessel verringert sich zugleich die Spannung der Beugesehnen. Davon werden auch die Bänder getroffen, welche die Vorderfußwurzel (das sogen. Vorderknie) an die Beugesehnen befestigen. Indem diese Bänder lose werden, wird auch das Gelenk lose, hängt vorn über und knickt leicht ein (krumme Kniee, [288] Knieknicklichkeit). Solche Pferde stolpern leicht. Ein geringer Grad von Sehnenverkürzung mit Losigkeit der Vorderfußwurzeln kann sich auch ohne Entzündung und Lahmheit allmählich in strapaziösem Dienst ausbilden, ein solches Pferd heißt struppiert und hat nicht bloß einen weniger sichern, sondern auch einen unelastischen, prellenden, für den Reiter unbequemen Gang. Stelzfuß kommt auch angeboren bei Fohlen vor, auch stellt sich Fesselsteilheit mitunter während des Wachstums im ersten und zweiten Jahre vorübergehend ein. Häufig erkrankt auch die Sehnenscheide (s. d.), mit der Sehne oder allein. Es entsteht dann meist eine Galle, aber auch Verwachsung mit der Sehne. Alle S. erfordern sofortige tierärztliche Behandlung. anfängliche Vernachlässigung bedingt oft Unheilbarkeit. Die kranke Sehne schmerzt beim Druck. Bei frisch entstandenem Sehnenschmerz empfiehlt sich bis zur Ankunft des Arztes energisches Kühlen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 288-289.
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