Boner

[200] Boner, 1) (Bonerius) Ulrich, Predigermönch aus Bern, 1324–49 in Urkunden nachgewiesen, verfaßte nach lateinischen Quellen eine »Edelstein« betitelte Fabel- und Schwanksammlung von 100 Stücken, die in zahlreichen Handschriften vorliegt, das erste deutsche Buch, das zum Druck gelangte (Bamberg 1461). In neuerer Zeit wurde es zuerst wieder herausgegeben von Breitinger u. d. T.: »Fabeln aus den Zeiten der Minnesinger« (Zür. 1757) und erweckte hier das lebhafte Interesse Lessings; ferner von Benecke (Berl. 1816) und Franz Pfeiffer in »Dichtungen des deutschen Mittelalters«, Bd. 4 (Leipz. 1844).

2) Charles, engl. Dichter und Reiseschriftsteller, geb. 29. April 1815 in Bath, gest. 7. April 1870 in München, war Erzieher im fürstlich Thurn und Taxisschen Hause zu Regensburg, lebte seit 1860 in München, seit 1865 als Berichterstatter der »Daily News« in Wien und an andern Orten. Bekannt wurde er durch sein Buch über die Gemsenjagd: »Chamois hunting in the mountains of Bavaria and in the Tyrol« (1853, 3. Aufl. 1862) und seine gesammelten Gedichte (»Verse«, 1858). Später erschienen: »Forest creatures« (1861; deutsch: »Tiere des Waldes«, Leipz. 1862) und die Beschreibung einer Reise nach Siebenbürgen: »Transylvania, its products and its people« (1865; deutsch, Leipz. 1868). Auch einen »Guide for travellers in the plain and on the mountain« (3. Aufl. 1876) gab er heraus. B. gab sich mit Verständnis und Sympathie dem deutschen Leben hin, ohne aufzuhören, ein echter Engländer zu sein. Vgl. »Memoir and letters of C. B.« (Lond. 1871, 2 Bde.) und »Memorials« (1875, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 200.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika