Broffērio

[444] Broffērio, Angelo, ital. Dichter, Journalist und Abgeordneter, geb. 24. Dez. 1802 in Castelnuovo bei Asti, gest. 26. Mai 1866 in Locarno, sollte in Turin die Rechte studieren, widmete seine Zeit aber vorzugsweise literarischen Beschäftigungen. Noch jung, schrieb er die Dramen: »Eudossia«, »Salvatore Rosa«, »Il ritorno del proscritto« und die Lustspiele: »Mio cugino« und »Tutto per il meglio«, die mehrfach mit Beifall zur Ausführung kamen. Nachdem er Paris und Neapel besucht hatte, ließ er sich in Turin als Advokat nieder. 1830 wegen Teilnahme an einer Verschwörung verhaftet, aber 1831 begnadigt, veröffentlichte er unter andern »Canzoni« (6. Aufl. 1868). Die Tragödie »Vitige, re dei Goti« mußte in Paris gedruckt werden, weil darin die Unabhängigkeit Italiens gefeiert wurde. Er gründete und leitete in Turin den liberalen »Messaggiere Torinese« (1834–48) und danach die radikale »Voce della Libertà« (bis 1859). Nach der Katastrophe von Novara forderte B. im piemontesischen Parlament Fortsetzung des Kampfes und führte die Auflösung der Kammer herbei. Als Anhänger Garibaldis machte er Cavour vielfach Opposition, den er auch in der Satire »Il Tartufo politico« (1859) verspottete. B. schrieb auch noch Memoiren: »1 miei tempi« (1858–61, 20 Bde.), eine »Storia del Piemonte« von 1814 an (Turin 1849–52, 5 Bde.), die wenig Wert hat, und eine »Storia del parlamento subalpino« (1865–70, 6 Bde.). Noch verdienen seine »Scene elleniche« und die Kriegshymne »Delle spade il fiero lampo«, die »italienische Marseillaise«, Erwähnung. Vgl. Ebranci, Angelo B. ei I suo tempo (Asti 1898).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 444.
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