Locárno

[645] Locárno (deutsch Luggarus), Stadt und Bezirkshauptort im schweizer. Kanton Tessin, bis 1881 einer der drei Hauptorte des Kantons, 205 m ü. M., in anmutiger, windgeschützter, sonniger Lage am Nordende des Lago Maggiore, mit reicher, zum Teil subtropischer Flora, sehr besucht im Winter und besonders im Frühling (mittlere Jahrestemperatur 12°, im Winter 2,8°), hat zahlreiche öffentliche Gebäude, Reste eines alten Kastells, einen neuen Hafen, Gymnasium, Lehrer- und Lehrerinnenseminar, viele Privatschulen, ein Theater und (1900) 4314 fast ausschließlich katholische und Italienisch sprechende Einwohner. An der Mündung des Val Maggia und des Val Onsernone und an der Linie Cadenazzo-L. der Gotthardbahn gelegen, hat L. lebhaften Handel, besuchte Märkte, mehrere Banken und Fabrikation von Bürsten und Pinseln, Kerzen, Salami, mechanische Werkstätten etc. Auf hohem Felsen und durch Seilbahn erreichbar ist die Wallfahrtskirche Madonna del Sasso, mit schöner Aussicht. – Im 9. Jahrh. als Königshof erwähnt, dann lange im Besitz des Bischofs von Como, wurde es im Beginn des 14. Jahrh. von den Visconti in Mailand eingenommen und bildete im 15. Jahrh. mit den Tälern Maggia, Verzasca und Lavizzaro eine unter mailändischer Oberherrlichkeit stehende Herrschaft der Grafen Rusca. 1512 wurde es vom Herzog Maximilian Sforza an die Eidgenossen abgetreten, und seitdem war die Stadt bis zur französischen Revolution Sitz eines schweizerischen Landvogts. 1555 wurde die zahlreiche evangelische Gemeinde in L. von den katholischen Eidgenossen als der Mehrheit der über L. herrschenden Orte ausgetrieben. Vgl. F. Meyer, Die evangelische Gemeinde in L. (Zürich 1836, 2 Bde.); Hardmeyer, L. und seine Täler (3. Aufl., das. 1903); Brusoni, L., seine Umgebung und seine Täler (Bellinzona 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 645.
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