Locarno

[457] Locarno, 1) Bezirk im Schweizercanton Tessin, begrenzt von den Bezirken Leventina, Riviera, Bellinzona u. Lugano, von der Lombardei u. Piemont u. Valle Maggia, besteht aus drei Hauptthälern u. den nördlichsten Gestaden des Lago Maggiore, bringt Ackerfrüchte, Wein, Seide, Fische; wird in die 7 Kreise Gambarogno, Navegna, Verzaska, Locarno, Isole, Melezza u. Onsernone eingetheilt; 22,360 Ew., welche Handel mit Wein, Seide, Fischen, Holz u. Käse treiben, von denen aber auch jährlich viele ins Ausland wandern, um Verdienst zu suchen. Der Bezirk war vor der Staatsumwälzung ein transalpinisches schweizerisches Mediatamt, welches 1513 vom Herzog Maximilian von Mailand an die 12 Cantone der Schweiz für, ihm geleistete Dienste abgetreten u. von den Cantonen abwechselnd durch Landvögte regiert wurde; 2) (Lucarnum, Luggarus), Hauptstadt darin am Lago Maggiore (Locarnersee) u. der Maggia; abwechselnd Sitz der Cantonsbehörden, Kirche San Franzisco, Kapuziner- u. Ursuliner-Frauenkloster, Franciscanerkloster, Regierungsgebäude, Schloß (von den Longobarden erbaut, gehörte im 7. Jahrh. dem Bischof von Como, wurde 1531 von den Eidgenossen theilweise zerstört, warbis 1798 Sitz der Landvögte), Wein-, Citronen-, Pomeranzenbau, Hafen, Post- u. Telegraphenbureau; 2680 Ew.; die Einwohner bilden eigene Corporationen: Adelige, Bürger (Borghesi) u. Bauern (Terrieri). L. war früher ein bedeutender Ort, ist aber durch die Verfolgung der Reformirten im 16. Jahrh. sehr entvölkert worden; Geburtsort des mailändischen Feldherrn Simon Muralto im 13. Jahrh., des Bernh. Checchi (starb als venetianischer Statthalter von Cephalonien) u. A.; 3) Marktflecken in der piemontesischen Provinz Val Sesia an der Sesia; Citronenbau; 240 Ew.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 457.
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