Leventīna

[323] Leventīna (Livenen), Bezirk im Schweizercanton Tessin, welcher von zwei Hauptthälern (dem Livinenthal u. dem Bedrettothal) gebildet wird, von denen das erstere vom Gotthard südlich bis zur Brücke von Biaska 71/2 Stunden lang u. 1/4 Stunde breit sich erstreckt u. das andere als westliche Fortsetzung des erstern von Airolo bis an die Grenze des Cantons Wallis in einer Länge von 4 Stunden hinaufsteigt. Das Livinenthal wird seiner ganzen Länge nach vom Tessin durchflossen, liegt zwischen zwei hohen u. rauhen Gebirgsketten, gegen Norden mit Gletschern, u. wird in das obere, mittlere u. untere eingetheilt. Es ist reich an Waldungen, Kastanien, Gemsen, Fasanen, Auerhähnen u.a. wilden Geflügel, auch gedeihen in den Niederungen Wein u. der Feigenbaum. Die 10,330 Ew. gehören dem italienischen Stamme an u. ernähren sich bes. von Viehzucht u. Handel mit Käsen. Das Thal umfaßt die vier Kreise: Airolo, Quinto, Faido u. Giornico. Es gehörte früher zu Mailand, u. wurde 1441 vom Herzog von Mailand an den Canton Uri verkauft; 1798 kam es zum Canton Tessin u. blieb durch die Entscheidung des Wiener Congresses (1815) dabei. Das Bedrettothal ist von den höchsten u. wildesten Schneebergen des Tessins u. von großen Gletschern (z.B. Pescioren- u. Valletgletscher) umgeben, enthält schöne Waldungen, u. seine 400 Ew. gehen im Winter als Viehwärter u. Milchverkäufer nach Oberitalien.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 323.
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