Broussais

[465] Broussais (spr. brūßä), François Joseph Victor, Mediziner, geb. 17. Dez. 1772 in St.-Malo, gest. 17. Nov. 1838 in Vitry, fungierte als Militärarzt in den Hospitälern von Holland, Österreich, Italien und Spanien und ward 1820 Professor am Militärhospital Val de Grâce, 1830 an der medizinischen Fakultät zu Paris. 1841 wurde ihm im Hof des Val de Grâce eine Statue gesetzt. Das in seinen Schriften: »Histoire des phlegmasies ou inflammations chroniques« (Par. 1808, 2 Bde.; 3. Aufl. 1826, 3 Bde.) und »Examen de la doctrine médicale généralement adoptée« (das. 1816; 4. Aufl. 1829–34, 4 Bde.) niedergelegte System des Broussaismus entspringt aus dem Brownschen Hauptaxiom (s. Brown 1), daß alles tierische Leben nur durch Reizmittel aufrecht erhalten wird; eine mäßige, gleichmäßig verteilte Reizung bedingt Gesundheit, und Krankheit entsteht durch zu schwache oder zu starke Reize. Jeder Reiz wirkt lokal, erst durch Sympathien wird die Krankheit zu einer allgemeinen, und durch sympathische Reizung des Herzens seitens eines lokalen Reizungsfokus entsteht das Fieber. Der gewöhnliche Ausgangspunkt der Reizung namentlich bei Fiebern ist eine Gastroenteritis. Seine Therapie war höchst energisch, und in der Blutentleerung sah er ein Universalmittel. Vgl. Reis, Etudes sur B. et sur son œuvre (Par. 1869).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 465.
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