Calămus [2]

[694] Calămus L. (Rotang, Rottang), Gattung der Palmen, hochkletternde, selten aufrechte Palmen mit bis 150 m langen, schwachen, glatten, glänzenden, geringelten Stengeln, gefiederten Blättern mit stacheligen Stielen, Rippen oder Fiedern und bei einigen in einen peitschenförmigen, dornig gestachelten Anhang sich verlängernden Blattstielen (s. C. adspersus auf Tafel »Palmen IV«, Fig. 5). Mittels dieser Organe befestigen sich die klimmenden Palmen zwischen andern Pflanzen, erreichen so trotz des schwachen Stengels bedeutende Höhen und bilden oft undurchdringliche Geflechte. Die Blüten sind polygam, monözisch oder diözisch und stehen auf schlanken Ästen des zweizeilig wiederholt verzweigten Kolbens, der oft in eine lange Geißel ausläuft. Die haselnußgroße Frucht gleicht einem umgekehrten Tannenzapfen, ist braun, rot oder gelblich, schuppig und ein-, bisweilen zweisamig. Etwa 200 Arten im indischen Florenreich, am zahlreichsten auf Malakka, den Sundainseln und vielleicht Neuguinea, finden sich auch noch im tropischen Australien, eine Art in Afrika. C. Draco Willd. (Daemonorops Draco Bl., Drachenblutpalme) überrankt auf Sumatra und den Malaiischen Inseln die Bäume und liefert wahrscheinlich die weißen und braunen Manila-Drachenrohre. Die Früchte sind etwas größer als Kirschen, zur Zeit der Reise mit einem roten Harz bedeckt und liefern das Drachenblut. C. Rotang L., C. rudentum Lour. C. Royleanus Griff., C. equestris Willd. (s. Tafel »Industriepflanzen II«, Fig. 5) und andre weithin wuchernde Arten auf dem Kontinent und auf den Inseln liefern das Spanische Rohr, C. Scipionum Lour. die Malakkaröhrchen. Besonders hart ist C. montanus And., im Himalaja bis 2000 m Meereshöhe; aus ihren Stämmen baut man Hängebrücken und benutzt sie auch zu Tauen, Möbeln etc. Die jungen Sprosse vieler Arten werden roh und gekocht gegessen, die sauren Früchte einiger Arten wie Tamarinden benutzt. Die Calamusarten bilden eine Zierde der Palmenhäuser, aber sie sind ziemlich empfindlich und als Zimmerpflanzen kaum zu erhalten.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 694.
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