Malakka [1]

[158] Malakka (Malaiische Halbinsel), lange und schmale Halbinsel Hinterindiens (s. Karte »Hinterindien«) zwischen dem Südchinesischen Meer (Meerbusen von Siam) und Indischen Ozean, insbes. der Straße von M., die sie von Sumatra scheidet, erstreckt sich von 13°31'–1°22' nördl. Br., hat unter 10°30' ihre stärkste Zusammenschnürung (70 km) im Isthmus von Krah, ihre größte Breite (330 km) in Perak unter 5° und (ohne das zu Birma und zum eigentlichen Siam gehörige Gebiet, also etwa bis zum Isthmus von Krah) 192,000 qkm mit (1899) rund 2 Mill. Einw. Die flachen, von Mangroven weit ins Land hinein bedeckten Küsten, die nur durch die erweiterten Flußmündungen etwas gegliedert sind, werden von vielen Inseln besäumt, unter ihnen an der Westseite Salanga oder Dschunk Seylan, Lantar, Lebong, Terutau, Langkawa, Pinang, an der Südküste Singapur, an der Ostküste Tjuman, Groß-Redang und die Samuieinseln. Die Halbinsel wird in ihrer ganzen Länge von parallel laufenden Gebirgsketten aus Granit, Gneis, Glimmerschiefer, Quarzit, paläozoischem Tonschiefer, Sandstein und Kalkstein durchzogen, die im N. im Myengmolet Khat (Tenasserim) 2130 m, weiter südlich im Khao Luong 1772, im Tahang 3000 und nahe der Südspitze im Blumut 1000 m erreichen und von tiefen Einsenkungen durchbrochen werden; die Landenge von Krah ist nur 25 m hoch. Die meisten Flüsse sind nicht schiffbar und nur zur Bewässerung nutzbar; doch wird der Pahang 125 km weit und der Perak fast in seiner ganzen Länge von malaiischen Fahrzeugen befahren. Das Klima ist bleibend heiß und feucht und, selbst in größern Höhen, ungesund. Die Ostküste wird bisweilen von Zyklonen heimgesucht. Die Westseite, dem Monsun ausgesetzt, ist feuchter, die Ostseite, im Windschatten, trockner (nur Herbst- und Winterregen). Singapur: Jahrestemperatur 27,6°, kältester Monat Januar 25,6°, wärmster Mai 27,6°, mittlere Jahresextreme 33,6 und 20,9°. Das feuchtwarme Klima erzeugt einen großen Reichtum von Palmen, von denen 42 Arten von Assam bis M. reichen. Darunter sind typische Formen: Corypha Gebanga, Areca Catechu, die hier heimisch ist, ferner die Gattungen Nipa und Cyrtostachys und unter den Palmlianen viele Calamus-Arten und Plectocomia. Reich vertreten sind auch die Guttiferen, die waldbildend auftreten, die Myrtazeen (Barringtonia speciosa) und Ficus-Formen neben den im ganzen indischen Monsungebiet charakteristischen Bäumen: Shorea robusta (Salbaum) und Tectona grandis. Endlich bilden die Amentazeen einen bedeutenden [158] Bestandteil der Wälder. Kultiviert werden, wie überall in Indien, Reis, Zuckerrohr, Baumwolle, Tabak, Pfeffer, Kaffee und Tee, außerdem auch Gambir und Kakao. M. gehört in seiner Tierwelt zur malaiischen Subregion der orientalischen Region als einziger Festlandsteil dieses Faunengebiets; die Fauna von M. schließt sich an die von Borneo und Sumatra an, indem der Königstiger, der Nebelparder, die Marmelkatze, das Rhinozeros, der Elefant, Schlankaffen, Hirsche und andre Vertreter der malaiischen Fauna vorhanden sind, andre Charaktertiere, wie der Orang-Utan, der schwarze Panther, der Hirscheber, fehlen. Der Mineralreichtum ist sehr groß. Die erste Stelle nimmt das Zinn ein, sowohl in noch immer überaus reichen Seifen, als auch auf primärer Lagerstätte im Granit, mit seiner Gewinnung sind in Perak allein 20,000 Menschen beschäftigt. Der Gesamtertrag war 1900: 42,442 Ton. im Werte von 51,968,858 Doll. Auch Gold ist in M., zumal in Pahang, sehr verbreitet (Ertrag 1900: 17,048 Unzen); ebenso Silber, seltener Eisen. Doch scheint das Land im Ackerbau der Malaien seine größte Zukunft zu haben. Die Bevölkerung besteht aus Siamesen oder Thai nördlich vom 7. Breitengrad, 600,000 zivilisierten Malaien im S. davon, während in den Berggegenden im Innern die wilden Stämme der Orang Binua, Orang Utan, Orang Bukit, einige Negrito u. a. hausen. Auffallend ist die große Sterblichkeit gegenüber einer geringen Zahl von Geburten. Der Ausfall wird mehr als gedeckt durch Zuwanderung von Chinesen und Indern. Politisch ist die Halbinsel verteilt zwischen dem Königreich Siam und den Engländern, deren Besitzungen den südlichen Teil von Tenasserim, die Straits Settlements (s. d.) und die Malaiischen Schutzstaaten (s. d.) umfassen. Schätzungen ergaben 1899:

Tabelle

In den unter britischem Einfluß stehenden Gebieten arbeiten seit einem Jahrzehnt englische Missionare unter Tamulen und Chinesen. Die Industrie ist meist in den Händen der Chinesen und beschäftigt sich mit der Herstellung von Seidenstoffen, Kris, Zucker, Kolosöl, Harz etc. (Näheres s. unter Straits Settlements und Malaiische Schutzstaaten). Zur allein gesetzlichen Währung in den Straits Settlements wurde 1867 der Dollar von Hongkong, Spanien, Mexiko, Peru und Bolivia erklärt, und eine Ministerialverfügung vom 10. Jan. 1874 gesellte ihm den amerikanischen Handelsdollar nebst dem japanischen Jen bei. Teilstücke in Silber brauchen nur bis 2 Doll., ganze, halbe und Viertel-Cents aus Kupfer bis 1 Doll. angenommen zu werden. Als Hohlmaß dient hauptsächlich der Gantong von 4 Tschapak = 4,451 Lit., als Gewicht der Koyan von 40 chinesischen Pikul zu 100 Kätti, aber besonders in Pulo Pinang außerdem ein malaiischer Koyan mit derselben Einteilung = 2587,8 kg; ein malaiisches Kati von 16 Tahil zum 24fachen des Gewichts eines spanischen Dollar = 646,952 g. – Die Halbinsel M. wird schon von Ptolemäos als Goldener Chersones (wegen ihres Goldreichtums) erwähnt. Die Portugiesen unter Affonso d'Albuquerque nahmen 1511 die Stadt M., die 1641 in den Besitz der Holländer unter Ant. van Diemen überging. 1786 erwarb die Britisch-Ostindische Kompanie die Insel Pinang durch Kauf, und 1824 erlangte die britische Regierung den rechtmäßigen Besitz der bereits 1795 der Niederländisch-Ostindischen Kompanie abgenommenen Stadt M. gegen Abtretung einiger Posten auf Sumatra an Holland; 1819 hatte sie durch Kauf die Insel Singapur erworben. 1902 verhinderte der Gouverneur von Singapur die Auferlegung von Unterscheidungszöllen zugunsten der Bangkoker Waren durch einen persönlichen Besuch in Kelantan, das jedoch noch nicht einverleibt ward. Vgl. Isabelle Bird, The Golden Chersonese (Lond. 1883; deutsch, Leipz. 1884); Keane, Eastern Geography (2. Aufl., Lond. 1892); Dennys, A descriptive dictionary of British Malaya (das. 1894); Swettenham, Malay sketches (das. 1895) und The real Malay (1900); Rathborne, Camping and tramping in Malaya (das. 1898); H. Clifford, In court and campong, tales and sketches (das. 1897) und In a corner of Asia (das. 1899); Skeat, Tribes of Malay Peninsula (das. 1904, 2 Bde.); K. Martin, Die Inlandstämme der Malayischen Halbinsel (Jena 1905); »Journal of the Straits Branch of the Royal Asiatic Society« (Singapur).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 158-159.
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