Negrīto

[498] Negrīto, der westliche der beiden Zweige (der andre sind die Papua), in die sich die negerähnlichen Völker im Stillen und Indischen Ozean trennen. Wir finden sie auf dem größten Teil der Philippinen, auf den Suluinseln, Dschilolo und Halmahera, Timor, Flores, Borneo, Java und Sumatra, ferner auf der Halbinsel Malakka und auf den Andamanen. Überall sind sie von den Malaien ins Innere oder an die verkehrsarme Seite des Landes zurückgedrängt worden. Der Schädel der N. ist meist ausgesprochen brachykephal und höchst prognath, die Körpergröße bei den Aëta auf Luzon 1,4–1,5 m, die Nase platt und klein. Die Waffen ähneln denen der Papua, doch fehlt die Keule; auch sind die Wohnungen weniger sorgfältig gebaut. Von größern Staatenbildungen ist keine Rede, die Zersplitterung vielmehr sehr stark. Als größere Gruppen sind zu nennen die AëtaSchwarze«) auf Luzon, die Alfuren auf Celebes, die Kalang auf Java, ganz reine N. sind die Semang und Sakai auf der Halbinsel Malakka, und entschieden rassenverwandt sind die Mincopies der Andamanen (s. d.). Was die Sprache der N. betrifft, so schließen sich die Dialekte der Aëta, Zambale, Marivele und andrer N. der Philippinen eng an die Sprache der Malaien an, anderseits besteht vielleicht auch ein Zusammenhang mit den kolarischen Sprachen Vorderindiens. Vgl. Tafel »Asiatische Völker I«, Fig. 18; Schadenberg, Über die Negritos der Philippinen (»Zeitschrift für Ethnologie«, Berl. 1880); Blumentritt, Versuch einer Ethnographie der Philippinen (Ergänzungsheft 67 zu »Petermanns Mitteilungen«, Gotha 1882); Meyer, The distribution of the Negritos in the Philippine Islands and elsewhere (Dresd. 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 498.
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