Timor

[557] Timor, die östlichste und größte der Kleinen Sundainseln im Indischen Ozean (s. Karte »Hinterindien«), zwischen 8°20'–10°22' südl. Br., 500 km lang, bis 100 km breit, 32,617 qkm und mit den Nebeninseln Rom (1691), Kambing (142), Samao (326) und einigen kleinern 34,907 qkm groß mit 742,000 Einw. Die Insel, von Korallenbänken umgeben, hat meist[557] steile und schwer zugängliche Küsten. Das Innere ist von einer bewaldeten Bergkette (Ermera oder Myrmidonberg 2620 m) durchzogen, von der zahlreiche Bäche herabstürzen. Der Boden besteht aus alten Schiefern, Tonalit, Diorit und Serpentin, aus ausgedehnten Ablagerungen von versteinerungsreichem Kohlenkalk, aus Sandsteinen vermutlich triadischen Alters und aus tertiären Bildungen. Das Klima ist heiß, trocken und an der Küste ungesund. Die Tierwelt begreift indische und papuanische Arten: fliegende Hunde, Fledermäuse, eine Kusu-Art, ein Schwein, eine Spitzmaus, den gemeinen Javaneraffen, einen Hirsch und einen Rollmarder, von Landvögeln 116 Arten, durch schöne Formen ausgezeichnete Insekten, darunter wilde Bienen; das Meer liefert viele Fischarten und als wichtigen Handelsartikel Holothurien. Die Flora, weniger reich als auf andern Sundainseln, bildet einen Übergang zu australischen Formen. Kupfer, Eisen, Gold, Steinsalz sind vorhanden, werden aber nicht ausgebeutet. Die Einwohner sind Papua, zum Teil vermischt mit Malaien, Chinesen, Portugiesen, Holländern. Der südwestliche Teil (16,668 qkm) bildet mit den Inseln Flores, Sumba, Savu, den Solor- und Allorinseln und Rotti die niederländische Residentschaft T., 46,056 qkm mit 742,000 Einw., worunter (1895) 256 Europäer, 1314 Chinesen und 182 Araber. Hauptort ist Kupang am Südufer einer großen Bai mit befestigtem Hafen (Freihafen) und (1895) 6731 Einw. Der portugiesische Teil umfaßt mit Kambing 16,091 qkm mit 300,000 Einw. und der Hauptstadt Dili (Dehli) an der Nordküste. Früher unter Goa stehend, ist die Verwaltung jetzt selbständig, Einnahme 1905/6: 88,955, nebst 32,400 Milreis Zuschuß von Macao, Ausgaben 203,946 Milreis, und unterhält 323 Soldaten. Die Einfuhr war 1903: 244,401 Milreis, die Ausfuhr (Kaffee, Wachs, Honig) 246,017 Milreis, der Schiffsbesuch in Dili 1904: 388 Schiffe von 94,768 Ton. Portugiesische Missionare kamen 1610 nach T. und sicherten Portugal den Besitz, 1688 setzten sich die Holländer im südwestlichen Teil fest; die Teilung wurde 1889 durch Vertrag geregelt, 1902 durch Austausch einiger Enklaven revidiert.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 557-558.
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