Serpentīn

[372] Serpentīn (Ophit, Ophiolith, nach der schlangenhautartigen Färbung einzelner Varietäten so genannt), Mineral und zwar wie der Talk ein wasserhaltiges Magnesiumsilikat, ist im reinsten Zustand[372] H2Mg3Si2O8+H2O mit etwas Eisen stellvertretend für Magnesium, findet sich meist dicht, seltener in faserigen oder blätterigen Massen (dünnblätterig als Antigorit, wirrfaserig und dicht als Metaxit) und in Pseudomorphosen nach Olivin und Enstatit (früher als Serpentinkristalle betrachtet), grün, gelb, braun und rot, meist düster gefärbt, oft bunt gefleckt, geädert oder gestreift. Die hellern, rein gefärbten, gelben oder grünen, durchscheinenden, bisweilen mit Kalkspat verwachsenen Varietäten (Ophicalcit) bezeichnet man als edlen, zum Unterschied vom undurchsichtigen oder gemeinen S. Härte 3–4; spez. Gew. 2,5–2,7. Der S. ist durchweg sekundärer Entstehung, durch Zersetzung aus wasserfreien Magnesiumsilikaten (wie Olivin, Enstatit, Chondrodit etc.) entstanden. So findet er sich häufig als Umwandlungsprodukt dieser Mineralien und der aus ihnen gebildeten Gesteine, wie Olivinfels, Olivingabbro, Olivindiabas, und zwar, wie die letztern, in mächtigen Stöcken und Lagern im Gebiete der kristallinischen Schiefer; ferner kommt er auch derb, eingesprengt und in Adern vor. Hauptfundorte des weitverbreiteten Minerals sind: Zöblitz u. a. O. in Sachsen, Reichenstein in Schlesien, Böhmen, Vogesen, Fichtelgebirge, Steiermark, Tirol, Snarum in Norwegen etc. Da S. politurfähig ist und sich auf der Drehbank verarbeiten läßt, so benutzt man ihn zu architektonischen Zwecken (Altar des Domes von Brixen, Hofkirche in Dresden, Petrikirche in Chemnitz etc.), Denksteinen, Säulen, Vasen, Ornamenten, Leuchtern, Reibschalen, Wärmsteinen etc.; auch dient er wegen seiner Feuerbeständigkeit zu Ofengestellen, Herd- und Brandmauern. Er wird besonders verarbeitet in Zöblitz, wo die Serpentinsteindreher schon 1600 eine Innung bildeten. Pikrolith ist dem edlen S. (oder Beilstein) ähnlich, aber härter, kantendurchscheinend, findet sich in letzterm meist in Platten und als Überzug. Faseriger S. bildet den Serpentinasbest und Chrysotil (s. Asbest).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 372-373.
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