Cavalcánti

[820] Cavalcánti, 1) Guido, ital. Dichter, Sproß eines alten florentinischen Hauses, geb. um 1255, gest. 27. oder 28. Aug. 1300 in Florenz an den Folgen eines Fiebers, das er sich, wegen hervorragender Teilnahme an einem Bürgerkrieg auf einige Zeit nach dem ungesunden Sarzana verbannt, dort zugezogen hatte. C. war ein intimer Freund Dantes, der ihm die »Vita nuova« zueignete, und nach Dante der bedeutendste Dichter der neuen Florentiner Schule. Seine Gedichte (Sonette, Balladen und Kanzonen) sind vielfach von überraschender Gefühlstiefe und größtem Zartsinn. Andre zeichnen sich durch Gedankentiefe aus. Sehr berühmt ist seine schwerverständliche, unpoetische Kanzone über die Natur der Liebe: »Donna mi priega«, die ihrer Dunkelheit wegen oft erklärt wurde. Vgl. Goldschmidt, Die Doktrin der Liebe bei den italienischen Lyrikern des 13. Jahrhunderts (Bresl. 1889). Bei seinen Zeitgenossen stand C. im Ruf eines Anhängers der Epikureischen Philosophie und eines Atheisten. Beste Ausgabe seiner Gedichte von Ercole, Guido C. e le sue rime (Livorno 1885). Vgl. Salvadori, La poesia giovanile di Guido C. (Rom 1895).

2) Giovanni, ital. Geschichtschreiber aus edlem florentinischen Geschlecht, saß 1429–30 (vielleicht bis 1440) aus uns unbekannten Gründen im Gefängnis und schrieb in 14 Büchern eine für ihre Zeit verdienstvolle Geschichte von FlorenzIstorie fiorentine«) von 1420–52 und einen »Trattato di politica«. Seine Schriften sind herausgegeben von Polidoni (Flor. 1838; Auszug daraus das. 1867).

3) Bartolommeo, Florentiner, geb. im Oktober 1503, gest. 9. Dez. 1562, kämpfte als Jüngling gegen die Medici, verließ die Heimat, als 1537 Cosimo den Thron bestieg, und lebte wahrscheinlich einige Zeit in Ferrara, besuchte darauf Frankreich und begab sich später nach Rom, wo ihn Papst Paul III. mit wichtigen Missionen betraute. Seine »Rettorica« (Vened. 1559) ist ein Lehrbuch der Rhetorik nach Aristotelischen Grundsätzen. Die »Trattati sopra gli ottimi reggimenti delle reppubliche antiche e moderne« (Vened. 1555,1574) sind auch in die »Classici italiani« (Mail. 1805) aufgenommen worden. Vgl. »Lettere de Bartolommeo C.« (Bologna 1869).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 820.
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