Chāron

[890] Chāron, im griech. Mythus Sohn des Erebos und der Nyx, der greise Fährmann der Unterwelt, der die Schatten der beerdigten Toten über die Flüsse der Unterwelt setzt, wofür er einen dem Toten in den Mund gesteckten Obolos erhält.

Charon, Hermes Psychopompos und eine Verstorbene (Vasenbild in München).
Charon, Hermes Psychopompos und eine Verstorbene (Vasenbild in München).

In der Kunst erscheint C. als ein finsterer, grämlicher Alter in dunkelm Schifferkittel (vgl. Abbildung). Die Etrusker stellten sich ihren Charun als eine Art von Würger dar, von schrecklichem Äußern und mit einem großen Doppelhammer, bald in der Schlacht mordend, bald die Toten in die Unterwelt geleitend oder Wache an der Grabtür haltend. Als Todesdämon lebt Charos oder Charontas noch in den Liedern der Neugriechen fort: bald schießt er als schwarzer Vogel auf sein Opfer nieder, bald führt er als fliegender Reiter die Scharen der Verstorbenen durch die Lüfte weg. Vgl. Waser, Charon, Charun, Charos (Berl. 1898); S. Rocco, Il mito di Caronte nell' arte e nella letteratura (Turin 1897). – Charoneia hießen Eingänge in die Unterwelt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 890.
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