Chambord [1]

[869] Chambord (spr. schangbōr), berühmtes Schloß im franz. Depart. Loir-et-Cher, Arrond. Blois, das »Versailles der Touraine« genannt, liegt in der Mitte eines 5400 Hektar großen, von Mauern umgebenen Parkes, der 5 Meiereien und 14 Teiche einschließt. Das Schloß, ein schöner Renaissancebau, ist 156 m lang und 117 m breit, wird von vier runden, 19,5 m im Durchmesser haltenden Türmen flankiert und macht mit seinen zahlreichen Türmchen, Erkern, Giebeln und Schornsteinen einen phantastischen Eindruck. Es enthält 440 Zimmer und Säle mit historischen Porträten, eine schöne Kapelle mit Oratorium und eine kunstvoll konstruierte Wendeltreppe mit Doppelspirale. Der Bau des Schlosses ward 1526 von Franz I. begonnen. Das Schloß blieb zeitweilige Residenz der Könige von Frankreich bis auf Ludwig XV., der es dem Marschall von Sachsen zum Geschenk machte. Auch der Polenkönig Stanislaus Leszczynski wohnte mehrere Jahre hier. 1809 schenkte es Napoleon I. dem General Berthier, von dessen Witwe es 1821 eine Gesellschaft Legitimisten für 13/4 Mill. Frank erstand und dem Herzog von Bordeaux verehrte, der sich später hiernach Graf von C. (s. unten) nannte. Nach seinem Tode (1883) ging das Schloß auf die herzogliche Linie Parma über. Am 9. Dez. 1870 fand bei C. ein Gefecht zwischen Hessen und Franzosen statt. Vgl. La Saussaye, Le château de C. (8. Aufl., Par. 1859); Desbois, C. Notice sur les travaux de restauration 1882–1894 (das. 1895).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 869.
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