Chamonix

[871] Chamonix (spr. schamŏni, auch Le Prieuré genannt), Dorf im franz. Depart. Obersavoyen, Arrond. Bonneville, 1050 m ü. M., an der Arve, mit einer ehemaligen, 1070 gegründeten Benediktinerabtei, Uhrmacherei, Gerberei und (1901) 797 (als Gemeinde 2729) Einw. Das hiernach benannte obere Tal der Arve erstreckt sich vom Col de Balme (2204 m) 22 km lang in südwestlicher Richtung, ist durchschnittlich 1,5 km breit und wird im S. durch das gewaltige Massiv des Montblanc (4810 m), im N. durch die Bergkette der Aiguilles Rouges und des Brévent begrenzt. Gewaltige Gletscher, darunter der Glacier du Géant, im Unterlauf Mer de Glace und Glacier des Bois genannt, der Glacier des Bossons und de l'Argentière, senken sich ins Tal hinab. Noch im 18. Jahrh. war dieses Tal fast unbekannt. Die Engländer Pococke und Windham wagten sich 1741 zuerst hinein; der wissenschaftliche Entdecker des Tales aber war der Genfer Naturforscher H. B. de Saussure, der 1787 den Montblanc als einer der ersten erstieg und durch seine Beschreibung die Touristen in diesen entlegenen Alpenwinkel lockte. Sowohl Saussure als dem Führer Balmat, dem ersten Ersteiger des Montblanc (1786), sind in C. Denkmäler errichtet worden. Gegenwärtig ist C. ein Hauptreiseziel der Alpenfreunde und Ausgangspunkt für die Besteigung des Montblanc sowie für eine Reihe andrer interessanter Ausflüge, darunter das Mer de Glare mit den beiden darüberliegenden Übersichtspunkten Montanvert und Le Chapeau, der Bossongletscher mit seiner Eishöhle und die gegenüber der Montblanckette gelegenen Aussichtspunkte La Flégère (1806 m) und Brévent (2525 m). Das Tal enthält schöne Wiesen und liefert etwas Gerste und Hafer, Kartoffeln, Flachs, schlechtes Obst, aber ausgezeichneten Honig, ferner vortreffliche Butter und Käse. Von Sallanches führt eine Straße durch das Tal und über den Col de Montets (1445 m) nach Wallis (Martigny und Vernayaz). Der Col de Balme wird auf einem Saumweg überschritten. Das Tal[871] enthält zwei Gemeinden, C. (mit den Ortschaften C. und Argentière) und Les Houches, mit zusammen 4798 Einw. Vgl. Ceresole, C. und der Montblanc (Zür. 1888); Perrin, Histoire de la vallée et du prieuré de C. (Chambéry 1887); E. Whymper, A guide to C. (7. Aufl., Lond. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 871-872.
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