Charkow [2]

[886] Charkow, Hauptstadt des gleichnamigen russ. Gouvernements (s. oben), liegt in einer hügeligen, teilweise sumpfigen Gegend, zwischen und an den Flüssen Charkow, Lopan und Netjesch, die in die Uda (Nebenfluß des Donez) fallen, und ist Knotenpunkt der Eisenbahnen Kursk-C.-Sebastopol und C.-Nikolajew. Sie hat 2 griechische Klöster, 18 Kirchen (worunter eine schöne Kathedrale), 2 Theater, eine Börse, ein Museum für Kunst und Gewerbe und (1897) 170,682 Einw. C. ist der Haupt- und Vorort der südrussischen Montanindustrie und Mittelpunkt des russischen Wollhandels. Für letztern sind namentlich die vier großen jährlichen Messen von Bedeutung, deren wichtigste, die Kreschtschenskische (vom 18. Jan. bis Mitte Februar), einen Umsatz von ca. 60 Mill. Rubel erreicht. Als Bankplatz steht C. in Südrußland an erster Stelle. C. ist der Sitz des Gouverneurs, des 10. Armeekorpskommandos und eines griechischen Erzbischofs, hat eine 1804 von Kaiser Alexander I. gegründete Universität (1899 mit 1398 Studierenden), die mit Sternwarte, Bibliothek, botanischem Garten etc. versehen ist, ein theologisches Seminar, ein technisches Institut (500 Studierende), eine Kommerzschule, drei Gymnasien, eine Real-, eine Kreisschule, eine Tierarzneischule, mehrere Waisenhäuser und Hospitäler, das Fräuleinstift der Kaiserin Maria, zwei Mädchengymnasien und mehrere gelehrte Gesellschaften. Etwa 7 km von C. befindet sich seit 1854 eine landwirtschaftliche Lehranstalt. – C. wurde 1653 von Zar Alexei Michailowitsch angelegt und 1780 bei Errichtung des Gouvernements C. zur Hauptstadt desselben erhoben.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 886.
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