Cino da Pistoja

[157] Cino da Pistoja (spr. tschí-), eigentlich Guittone Sigisbuldi, ital. Dichter und Rechtsgelehrter, geb. vor 1270 in Pistoja, gest. daselbst Ende 1336 oder Anfang 1337, studierte in Bologna die Rechte, wurde alsdann Richter in seiner Vaterstadt und faßte hier eine tiefe Neigung zu Selvaggia Vergiolesi, die er in seinen Gedichten besingt. Bald begann er, ein eifriger Ghibelline, ein unstetes Wanderleben, auf dem er manche weniger platonische Verhältnisse anknüpfte. Als Heinrichs VII. Römerzug die Hoffnungen der Ghibellinen aufs neue belebte, eilte er 1310 dem Kaiser nach Rom voraus. 1314 vollendete er seinen berühmten Kommentar zu den ersten neun Büchern des Justinianischen Kodex und begann ein paar Jahre danach in verschiedenen Städten juristische Vorlesungen zu halten, bis er endlich in seiner Vaterstadt geblieben zu sein scheint, wo ihm im Dom ein noch vorhandenes Grabmal errichtet wurde. Allgemeiner berühmt als durch sein juristisches Werk ist C. als Dichter. Seine Gedichte, meist Liebeslieder, die Selvaggia und andre Frauen feiern, sind teils gesucht und dunkel, teils zeichnen sie sich durch Zartheit und Phantasie aus und rücken ihn in die Nähe seines Freundes Petrarca. Sie wurden zuerst gedruckt in den »Rime antiche« (Flor. 1527), dann allein von Pilli (Rom 1559) und mit Leben von CiampiVita e poesie di M. C.«, Pisa 1813); in Auswahl von Carducci (Flor. 1862). Vollständigste, aber unkritische Sammlung mit manchem Fremden von E. Bindi und P. Fanfani (Pistoja 1878). Vgl. Chiappelli, Vita e opere giuridiche di C. (Pistoja 1881); Corbellini, Cino d. P., amore ed esilio (Pavia 1898).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 157.
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