Kodex

[223] Kodex (lat. Codex, ursprünglich caudex), eigentlich ein Stück Holz, von dem die Rinde abgezogen worden, Holzklotz, dann die aus solchem gemachten Holztafeln, die ausgehöhlt und zum Schreiben mit Wachs ausgegossen waren. Der Name ging später auch auf die aus Pergament und Papier (codex membranaceus, c. chartaceus) bestehenden Bücher über (s. Handschrift). Seit Erfindung der Buchdruckerkunst ist K. soviel wie Handschrift, z. B. Codex argenteus, die zu Upsala aufbewahrte Handschrift der gotischen Bibelübersetzung des Ulfilas (s. d.); C. aureus, eine Handschrift der vier Evangelien aus dem 9. Jahrh., in Trier; C. Sinaïticus, eine auf dem Sinai aufgefundene Bibelhandschrift (s. Bibel, S. 814 f.). Daher auch C. rescriptus, soviel wie Palimpsest (s. d.); C. diplomaticus, Titel für Urkundensammlungen, z. B. C. diplomaticus Saxoniae, Silesiae u. a. – Im Rechtswesen versteht man unter K. eine Sammlung von Gesetzen (s. Code); gewöhnlich fügt man zu diesem Titel noch den Namen des Regenten, der die Gesetze gegeben hatte oder sammeln ließ (z. B. C. Theodosianus, C. Justinianus), oder des Landes, zuweilen auch des Gegenstandes, den sie bestrafen (s. Codex Gregorianus etc., ferner Römisches Recht und Kanonisches Recht).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 223.
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