Clavis

[184] Clavis (Mehrzahl Claves, lat., »Schlüssel«), Name der Tasten der Orgel, die dem Winde den Weg zur Pfeife öffnen. Von dem Gebrauch, auf die Orgeltasten die Namen der Töne (Buchstaben A-G) aufzuschreiben, der nachweislich im 10. Jahrh. statthatte, ging der Name C. auf die Tonbuchstaben selbst über. Als im 11. Jahrh. die Buchstabennotierung durch das Liniensystem abgekürzt wurde, sofern nur noch einige Buchstaben als Merkzeichen vor die Linien gezeichnet wurden, behielten diese speziell den Namen C. (Claves signatae, unsre Schlüssel); daneben verblieb aber auch den Tasten der Name C. und ging von der Orgel auf die Klaviere und alle ähnlichen Instrumente über. – In der Orgel heißt auch die Stange, vermittelst deren die Bälge ausgezogen (getreten) werden, C. (Balgklavis). Endlich wird C. auch als Titel lexikographischer Werke zur Erläuterung alter Klassiker sowie der Bibel gebraucht, wie Ernestis »C. Ciceroniana« (6. Aufl., Leipz. 1831); Patriks »C. Homerica« (zuletzt Edinb. 1811); Wahls »C. Novi Testamenti« (3. Aufl., Leipz. 1843) u. a.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 184.
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