Cyanmetalle

[386] Cyanmetalle (Cyanide), Verbindungen der Metalle mit Cyan, finden sich nicht in der Natur und werden meist aus Cyanwasserstoffsäure (Blausäure) und den betreffenden Metalloxyden, die unlöslichen durch Wechselersetzungen erhalten (vgl. Cyan). Die Cyanverbindungen der Alkali- und Erdalkalimetalle sind in Wasser löslich, und ihre Lösungen reagieren alkalisch; die der Schwermetalle sind meist unlöslich. Die erstern ertragen trockne Schmelzhitze, geben aber beim Erhitzen an der Luft oder mit Metalloxyden Cyansäuresalze, mit Schwefelmetallen Schwefelcyanverbindungen, wobei das Metall regulinisch abgeschieden wird. Die Cyanverbindungen der Schwermetalle zerfallen beim Erhitzen leicht in Metall und Cyan oder in Kohlenstoffmetall und Stickstoff. Die Alkalicyanmetalle werden durch Säuren, auch durch die Kohlensäure der Luft, unter Entwickelung von Cyanwasserstoffsäure zersetzt; ihre Lösungen geben beim Kochen Ammoniak und Ameisensäuresalz und hinterlassen beim Verdampfen ein Kohlensäuresalz. Die Cyanverbindungen der Schwermetalle werden durch Wasserstoffsäuren zersetzt; sie verbinden sich leicht mit Alkalicyanmetallen zu löslichen, kristallisierbaren Doppelcyaniden und sind daher in den Lösungen der Alkalicyanmetalle löslich. Die Verbindungen der letztern mit den Cyanverbindungen des Eisens, Kobalts und Platins verhalten sich aber abweichend von den übrigen Doppelcyaniden und haben eine wesentlich andre Konstitution. Dies gilt auch von den blauen Niederschlägen, die im gelben und roten Blutlaugensalz durch Eisensalze erzeugt und allgemein als Berlinerblau bezeichnet werden. Alle im Magen löslichen C. sind heftig wirkende Gifte. Bildet ein Metall mehrere Verbindungen mit Cyan, so heißt die cyanärmere Cyanür, die cyanreichere Cyanid. Sie finden vielfache Verwendung, besonders Cyankalium, die Blutlaugensalze, Berlinerblau und die Doppelcyanide der edlen Metalle.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 386.
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