De Quincey

[651] De Quincey (spr. kwinnßi), Thomas, engl. Schriftsteller, geb. 15. Aug. 1785 zu Greenhay bei Manchester, gest. 8. Dez. 1859 in Edinburg, war der Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns, der frühzeitig starb, wurde zu Bath u. in der Manchester Grammar School erzogen, entlief mit 16 Jahren nach Wales, geriet in die bitterste Not, erhielt aber von seinen Angehörigen die Mittel, um in Oxford zu studieren. Schon damals betrieb er das Deutsche, glänzte durch Konversation und liebte die Gedichte der Lakisten. Als Coleridge 1807 von Malta zurückgekehrt war, suchte ihn daher D. auf, erwies ihm und seiner Familie kräftige Hilfe, ging mit nach Grasmere zu Wordsworth, lebte hier mehrere Jahre und fand dort auch eine Frau. Ein großer Vermögensverlust zwang ihn um 1819, dieses Idyll, während dessen er sich dem Studium des Spinoza und der deutschen Philosophie gewidmet hatte, aufzugeben, journalistisch zu arbeiten und 1821 nach London zu gehen. Hier hatten schon seine ersten Beiträge zum »London Magazine«, dem er fortan ein treuer Mitarbeiter blieb, glänzenden Erfolg. Für das »Blackwood Magazine« übersetzte er Lessings »Laokoon«[651] (November 1826). Dies Blatt veranlaßte 1828 seine Übersiedelung nach Edinburg, wo er sein übriges Leben, zuletzt in Dürftigkeit, verbrachte. Von seinen Schriften, die sich über die verschiedensten Gegenstände verbreiten, sind als die bedeutendsten die »Confessions of an English opium-eater« zu nennen, die 1821 im »London Magazine«, 1822 als Buch erschienen (zahlreiche Auflagen mit Einleitung und Anmerkungen von M. Hunter, Lond. 1896; deutsch, Berl. 1902). Dieses seltsame Werk ist eine Autobiographie, da der Verfasser selber der Gewohnheit des Opiumessens schon von Oxford her eine Reihe von Jahren hindurch im stärksten Grade frönte (er genoß eine Zeitlang täglich 340 Gran) und sich trotz alles Ankämpfens nie ganz davon befreien konnte. Ein Pendant dazu bilden die pathetisch beredten »Suspiria de profundis« und die »Autobiographical sketches« (1853). Seine sonstigen Schriften bestehen in Essays philosophischen, theologischen und kritischen Inhalts (auch über deutsche Literatur), in biographischen Skizzen (namentlich von Shakespeare und Pope, von Coleridge, Wordsworth und andern literarischen Freunden), Erzählungen (darunter ein Roman: »Klosterheim«, 1832), Skizzen etc. und einigen nationalökonomischen Werken, z. B. »The logic of political economy« (1844), worin die Irrtümer Malthus' u. a. nachgewiesen werden. Gesamtausgaben seiner Werke erschienen 1853–60 in 14 Bänden, zuletzt Edinburg 1891,16 Bände. Seine »Memorials, letters and other records« gab Japp heraus (Lond. 1891, 2 Bde.). Vgl. Page, De Q., his life and writings (2. Aufl., Lond. 1879, 2 Bde.); Masson, De Q. (das. 1881); Findlay, Personal recollections of De Q. (1885); F. Christoph, Einfluß Jean Pauls auf De Q. (Hof 1899); W. Dunn, De Quincey's relation to German literature (Straßb. 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 651-652.
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