Desmoulins

[672] Desmoulins (spr. dämuläng), Benoit Camille, einer der hervorragendsten Charaktere der französischen Revolution, geb. 2. März 1760 zu Guise in der Picardie, gest. 5. April 1794, ward Advokat in Paris und warf sich mit glühender Begeisterung für Freiheit und Gleichheit der Revolution in die Arme. Im Palais Royal wußte er durch feurige Reden die Menge zu entflammen. In seinem Journal »Révolutions de France et du Brabant« nannte er sich den »Procureur général de la lanterne« und erklärte offen, daß die Volkssouveränität die einzige Verfassungsart sei, die der französischen Nation gezieme. Zu dieser Zeit heiratete D. Lucile Duplessis, ein schönes, geistreiches, von ihm leidenschaftlich geliebtes Weib. Mit Danton stiftete er den Klub der Cordeliers und leitete mit ihm den Tuileriensturm 10. Aug. 1792 sowie die Septembergreuel. Von der Pariser Gemeinde wurde er in den Konvent gewählt. Obgleich der Bergpartei angehörig, suchte er mit Danton auf eine Versöhnung der Parteien hinzuwirken und die Girondisten zu retten. In demselben Sinne gab er im Januar 1794 seinen »Vieux Cordelier« heraus, ein Blatt voll Geist, Witz und beißender Satire, in dem er die Tyrannei der Schreckensmänner schilderte und zur wahren Freiheit, zur Mäßigung und vernünftigen Handhabung der Gesetze aufforderte. Deshalb ließ Robespierre 31. März 1794 D. mit Danton verhaften und hinrichten. Seine Gattin, die alles aufgeboten, um ihn zu retten, bestieg, erst 23 Jahre alt, 14 Tage nach ihm das Blutgerüst. 1890 wurde in Guise sein Standbild enthüllt. Außer einer Menge Pamphlete und Flugblätter schrieb D.: »Discours de la lanterne aux Parisiens« (2. Aufl., Par. 1792); »Satires ou choix des meilleures pièces de vers qui ont précédé et suivi la Révolution« (das. 1792); »Histoire des Brissotins, ou fragments de l'histoire secrète de la Révolution et des six premiers mois de la République« (das. 1793, 2. Aufl. 1794). Seine »Opuscules« erschienen 1790. Eine neue Ausgabe seiner Schriften besorgte Claretie (Par. 1874, 2 Bde.), der auch seine Biographie (das. 1875) schrieb; eine andre verfaßte Godart (das. 1889).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 672.
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