Desnoyers

[672] Desnoyers (spr. dänŭajē), 1) Auguste Boucher, Baron, franz. Kupferstecher, geb. 19. Dez. 1779 in Paris, gest. daselbst 16. Febr. 1857, bildete sich seit 1791 bei Lethière, dann in der Akademie und arbeitete seit 1799 im Atelier Tardieus. Semen Ruf begründete er 1804 mit dem Stich von Raffaels schöner Gärtnerin im Louvre und widmete seitdem seinen Grabstichel vornehmlich Raffaelschen Werken, deren Reihe er 1846 mit der Sixtinischen Madonna beschloß, die aber ganz mißverstanden und in moderne französische Eleganz und Koketterie übersetzt ist. Zu seiner Zeit hochgerühmt war das von ihm nach Gérard gestochene Bildnis Napoleons I. im Krönungskostüm (1808), das zur Verteilung an fremde Fürsten bestimmt war. 1825 wurde er zum ersten Kupferstecher des Königs ernannt, 1828 zum Baron erhoben. Andre hervorragende Stiche von ihm sind: La vierge an linge, die Madonna da Foligno, die Madonna mit dem Fisch, die Madonna della Sedia, die Madonna aus dem Haus Alba, die Madonna Tempi, [672] Katharina von Alexandria, die Heimsuchung der Elisabeth, alle nach Raffael. Sein Hauptwerk ist die Transfiguration nach Raffael, mit großer Freiheit und Sicherheit des Grabstichels bearbeitet.

2) Jules, franz. Geschichtschreiber und Geolog, geb. 8. Okt. 1800 in Nogent-le-Rotrou, gest. 1. Sept. 1887, wurde 1825 Sekretär der Naturwissenschaftlichen und 1830 der Geologischen Gesellschaft in Paris und 1834 Bibliothekar des naturhistorischen Museums. Auch war er Sekretär der Gesellschaft für die Geschichte Frankreichs seit ihrer Gründung und Mitglied des Komitees für die Herausgabe der »Documents inédits relatifs à l'histoire de France«. 1862 wurde er zum Mitgliede der Akademie erwählt. Er schrieb: »Histoire du décroissement et de la destruction totale du paganisme dans les provinces de l'empire d'Occident« (1832); die preisgekrönte Schrift »Histoire des différentes incursions des Arabes d'Asie et d'Afrique en Italie« (1838); »Bibliographie historique et archéologique de la France« (1854); »Topographie ecclésiastique de la France jusqu'en 1790« (1854). Von seinen geologischen Schriften erwähnen wir: »Mémoire sur la craie et les terrains tertiaires de Cotentin« (1825); »Sur quelques systèmes de la formation oolithique du Nord-Ouest de la France« (1825); »Sur les cavernes et brèches à ossements des environs de Paris« (1842); »Observations sur les terrains tertiaires du Nord-Ouest et de l'Ouest de la France« (1852–53).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 672-673.
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