Drehleier

[182] Drehleier (auch Bettler-, früher Bauernleier, franz. Vielle, ital. Lira tedesca oder Ghironda ribeca, Stampella, im Mittelalter auch Armonie, Symphonie, Sambuca etc., engl. Hurdygurdy) ist ein seltsames Saiteninstrument von hohem Alter, das sich einst großer Beliebtheit erfreute und im 10.–12. Jahrh. vielleicht eine ähnliche Rolle gespielt hat wie heute das Klavier. Die Konstruktion der D. ist heute noch beinahe genau dieselbe wie vor 900 Jahren (wo sie Organistrum hieß, s. Tafel »Musikinstrumente I«, Fig 14): Über einen Resonanzkörper, dem der Streichinstrumente ähnlich, sind mehrere Saiten gespannt, von denen eine (oder zwei im Einklange gestimmte) durch eine Klaviatur verkürzt werden kann, während die andern zwei (oder vier, zu zweien im Einklange gestimmt) frei liegen und stets nur dieselben Töne geben (eine Quinte im Baß, wie beim Dudelsack). Ein durch eine Kurbel in Umlauf gesetztes Rad, das mit Harz bestrichen ist, bringt stets sämtliche Saiten gleichzeitig zum Tönen. Die D. gelangte im 18. Jahrh. gleichzeitig mit der Musette (Sackpfeife) besonders in Frankreich noch einmal zu außerordentlicher Beliebtheit. Heute ist die D. wieder zum Bettlerinstrument herabgesunken und im Verschwinden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 182.
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