Dummkoller

[266] Dummkoller (Morosis, veraltet: Schlaf-, Still-, Lauschkoller, Sterngucker), ein Hauptmangel der Pferde, der mit 14tägiger Gewährsfrist belegt ist. Nach der kaiserlichen Verordnung, betreffend die Hauptmängel etc., ist als D. anzusehen die allmählich oder infolge der akuten Gehirnwassersucht entstandene unheilbare Krankheit des Gehirns, bei der das Bewußtsein des Pferdes herabgesetzt ist. Der D. kann als Nachkrankheit einer akuten Gehirnentzündung zurückbleiben oder allmählich sich selbständig ausbilden. Im erstern und mei st auch im zweiten Fall kommt es zu Wasseransammlung in den Gehirnkammern. Selten sind Geschwülste die Ursache des Dummkollers. Dumme Pferde achten wenig auf ihre Umgebung und stehen oft wie im Schlaf, nicht selten mit unregelmäßig gestellten Füßen, oder sie nehmen eine lauschende Stellung an, zeigen dabei jedoch ein sehr unregelmäßiges Ohrenspiel; sie hören wenig oder gar nicht auf den Zuruf zum Herumtreten etc., lassen sich auch an der Halfter oder dem Zügel nur schwer hin und her führen und noch schwerer oder gar nicht zurückschieben. Gegen Berührungen, Kitzeln in den Ohren, leichte Fußtritte auf die Krone etc., wogegen gesunde Pferde besonders empfindlich sind, zeigen dumme Pferde sich unempfindlich; auch lassen sie sich oft gefallen, daß man ihnen die Vorderbeine kreuzweise übereinanderstellt, und verharren in dieser Stellung. Sie fressen langsam, vergessen oft das Weiterkauen und stehen mit vollem Maul; beim Trinken fahren sie oft mit der ganzen Nase ins Wasser; manchmal ist der Appetit stark vermindert. Der Gang ist träge, oft tappend, schwer lenksam (Unempfindlichkeit im Maul); manche Pferde lassen sich schwer seitwärts lenken, andre drängen stets nach einer Seite. Die Untersuchung auf D. muß durch einen Sachverständigen ausgeführt werden. Dabei muß (Unterscheidung von akuten Gehirnleiden) das Pferd fieberfrei sein und höchstens die normale Pulszahl (40) haben, weil durch D. der Puls eher verlangsamt wird. Nach Bewegung (bis zum Schweißausbruch) prägen die Symptome sich deutlicher aus. Im heißen Sommer und bei anstrengender Arbeit tritt daher in den Zufällen des Dummkollers oft eine Steigerung ein. Die Krankheit ist[266] unheilbar; durch Ruhe, kühle Luft und leichtverdauliches, weiches Futter kann jedoch eine Besserung erzielt werden, und im Winter zeigt sich oft bedeutende Verminderung der Erscheinungen. Bei Stuten erfolgt gewöhnlich Besserung, wenn sie belegt werden. Tödlich ist der D. an sich nicht, aber die Pferde verlieren durch denselben erheblich an Wert, indem sie schwer lenksam und schlaff, zu anstrengender Arbeit, bes. bei heißem Wetter, oft gänzlich unbrauchbar werden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 266-267.
Lizenz:
Faksimiles:
266 | 267
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika