Eekhoud

[384] Eekhoud (spr. -haud), Georges, belg. Schriftsteller, geb. 27. Mai 1854 in Antwerpen, erhielt, obwohl von flämischer Abkunft, seine erste Erziehung in französischer Sprache, lebte nach dem frühzeitigen Tode seiner Eltern in Grenchen im Schweizer Kanton Solothurn und trat 1870, nach Belgien zurückgekehrt, in die Offiziersschule ein, die er jedoch nach sechs Monaten wieder verließ. Er war darauf eine Zeitlang Korrektor, später Kritiker eines Antwerpener Blattes, erwarb dann ein Landgut im Kempenschen, siedelte aber 1881 nach Brüssel über, wo er Kritiker eines dortigen Blattes wurde. Inzwischen hatte er in Paris seine Erstlingsgedichte (»Myrtes et cyprès«, 1876; »Zigzags poétiques«, 1877) herausgegeben, worin er noch ganz als Romantiker erschien, 1883 veröffentlichte er in Brüssel seine erste größere Novelle »Kees Doorik«, der 1885 die Novellensammlung »Kermesses«, 1886 der Roman »Les milices de Saint-François«, 1888 »La Nouvelle Carthage«, eine breite Schilderung des Antwerpener Lebens, und 1891 ein vaterländischer Roman zur Verherrlichung des Aufstandes der Kempischen Bauern gegen die französische Herrschaft 1798. »Les fusillés de Malines«, folgten. In diesen, von flämischem Geist durchdrungenen, durch realistische Auffassung und gesunde Zeichnung der flämischen Landbevölkerung bemerkenswerten Schriften zeigte sich E. als einer der ersten jüngern belgischen Schriftsteller französischer Sprache. Im Verein mit Mar Waller (Maurice Warlomont) gründete er 1881 die noch erscheinende Zeitschrift: »La Jeune Belgique«. 1893 wurde ihm der Ehrenpreis für französische Literatur zu teil. Sein Roman »Escal-Vigor« (1899) wurde wegen Unsittlichkeit angegriffen, doch ward E. von dem Schwurgericht in Brügge freigesprochen. Eine tragische Liebesgeschichte ist sein neuestes Werk »La faneuse d'amour« (1901). E. ist ständiger Mitarbeiter des Pariser »Mercure de France« für Leben und Kunst in Belgien.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 384.
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