Eisbrecher

[477] Eisbrecher, soviel wie Eisbock (s. d.); dann ein Schraubendampfer, der das Eis auf Flüssen und in Häfen in Bewegung setzen soll. Meist werden E. mit starken Maschinen und stark zurückgekrümmtem Bug gebaut; sie fahren mit Volldampf aufs Eis hinauf und zerdrücken es dabei durch ihre Schwere. Durch passende Verteilung von Wasserballast im Doppelboden wird je nach der Eisstärke der E. mehr oder weniger vorn gehoben. Derartige E. sind auf der Elbe, Weser und Jade im Gebrauch. Die E. mit panzerschiffsähnlichem Sporn, die das Eis von unten nach oben aufbrechen, sind unzweckmäßig. Die größten E. sind der russische Jermak und der Baikal. Ersterer, nach dem Plan des Admirals Makaroff erbaut, hat 10,800 Ton. Wasserverdrängung leer und 14,783 T. mit Wasserballast, ist 93 m lang, 21,6 m breit und hat 5,5–7,6 m Tiefgang. Vier Dampfmaschinen von zusammen 12,000 Pferdekräften treiben drei Schrauben am Heck und eine im Bug. Jermak zertrümmert feste Eisdecken von 7,6 m Dicke. Der Baikal auf dem Baikalsee hat 4200 T. Wasserverdrängung und drei Dreifachexpansionsmaschinen von zusammen 1250 Pferdekräften, seine Wasserlinie ist durch einen Stahlgürtel verstärkt, darüber liegt noch ein 0,6 m dicker Holzleistengürtel; dieser E. hat die Form der Nansenschen Fram. Auf seinem Oberdeck können 25 beladene Eisenbahnwagen stehen; in der Kajüte haben 150 Reisende Platz. Er zertrümmert feste Eisdecken von 7,9 m. Die E. spielen namentlich auch bei Wladiwostok und auf dem Baikalsee eine große Rolle. Vgl. [477] Görz und Buchheister, Das Eisbrechwesen im Deutschen Reich (Berl. 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 477-478.
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