[774] Energētik (griech.) ist eigentlich die Lehre von der Energie und deren Wandlungen (s. Energie, Energieentwertung, Energiestrom). Speziell ist E. eine von Ostwald, Helm u.a. ausgesprochene Auffassung der Naturerscheinungen, der zufolge nicht Kraft, Masse etc. die ursprünglichen Begriffe sind, aus denen der Energiebegriff sich ergibt, sondern umgekehrt die Materie lediglich als eine Erscheinungsform der Energie betrachtet wird. Diese philosophischen Spekulationen werden vielfach als unfruchtbare Wortspielereien betrachtet, haben jedenfalls vielfachen Widerspruch erfahren und zur Gewinnung neuer Erkenntnisse bisher nicht beigetragen. Die Naturgesetze sucht die E. daraus abzuleiten, daß jede Energieform sich als Produkt eines Intensitäts- und Kapazitätsfaktors betrachten läßt, von denen ersterer ab-, letzterer zuzunehmen strebt. Damit etwas geschieht, ist notwendig und zureichend, daß nicht kompensierte Intensitätsdifferenzen der Energie vorhanden sind. Ist dies nicht der Fall, so geschieht nichts, es besteht Gleichgewicht, mechanisches, thermisches, chemisches, elektrisches etc. Vgl. Ostwald, Chemische Energie (Leipz. 1893); Helm. Die Lehre von der Energie (das. 1887), Grundzüge der mathematischen Chemie (das. 1894), Die Energetik (das. 1898); Schlesinger, Energismus (Berl. 1901); Ostwald, Vorlesungen über Naturphilosophie (Leipz. 1902); Auerbach, Die Weltherrin und ihr Schatten, ein Vortrag über Energie etc. (Jena 1902).