Erard

[883] Erard (spr. erár), Sébastien (eigentlich Erhard), Klavierbauer, geb. 5. April 1752 in Straßburg, gest. 5. Aug. 1831 auf seinem Landsitz bei Passy, war der Sohn eines Tischlers, arbeitete seit 1768 in Pariser Klavierfabriken und erregte bald durch selbständige Ideen Aufmerksamkeit unter anderm durch ein Clavecin mécanique, auf dem er die Verkürzung der Saiten auf die Hälfte (wodurch der Klang eine Oktave höher rückt) vermittelst eines durch einen Pedaltritt regierten Stegs bewerkstelligte. Die Herzogin von Villeroi, stellte ihm in ihrem Schloß eine Werkstatt zur Verfügung, und E. baute dort 1777 sein erstes Pianoforte, das erste in Frankreich überhaupt gebaute (vgl. Silbermann). Um dieselbe Zeit kam sein Bruder Jean Baptiste nach Paris, und die beiden Brüder begründeten nun ein eignes Etablissement in der Rue de Bourbon. Ein durch den König in anerkennendster Weise zugunsten Erards entschiedener Prozeß mit Konkurrenten machte vollends Paris auf E. aufmerksam. Seine nächste Taten waren die Konstruktion des Piano organisé (Verbindung eines Pianoforte mit einem kleinen Positiv, zweiklavierig) und der Harfe à fourchette. 1786 errichtete er in London eine schnell aufblühende Filiale. 1811 konstruierte er die Doppelpedalharfe (à double mouvement), die mit einemmal allen Unzulänglichkeiten des Instruments ein Ende machte; der Erfolg war außerordentlich, und E. verkaufte in einem Jahr für 25,000 Pfd. Sterl. Harfen. Allen seinen Erfindungen setzte er aber die Krone auf durch die 1823 gemachte Erfindung des double échappement (Repetitionsmechanik) für das Pianoforte. Sein letztes Werk war die sinnreiche Konstruktion der Expressivorgel für die Tuilerien. Nach dem Tod Sébastien Erards ging das Etablissement auf seinen Neffen Pierre E. (geb. 1796, gest. 18. Aug. 1855) über. Dieser veröffentlichte: »The harp in its present improved state compared with the original pedal harp« (1821) und »Perfectionnements apportés dans le mécanisme du piano par les Érard depuis l'origine de cet instrument jusqu'à l'exposition de 1834« (1834). Sein Nachfolger wurde ein Neffe sei ner Witwe, Pierre Schäffer (gest. 13. Dez. 1878).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 883.
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