Feuerstein

[514] Feuerstein (Flint), Mineral, kryptokristallinischer Quarz, gelbbraun oder gelbgrau bis schwarz, zuweilen gefleckt, wolkig, gestreift, mit muscheligem, äußerst scharfkantigem Bruch, findet sich meistens in unregelmäßig gestalteten Knollen, die oft reich an Versteinerungen von Seeigeln, Schwämmen, Bryozoen, Foraminiseren etc. sind, seltener in weit fortsetzenden Platten od. Lagern oder als Ausfüllung von Spalten, namentlich in der weißen Kreide des nördlichen Frankreich und in den Kreidefelsen der Südküste von England, der dänischen Inseln und Rügens. Auch kommt der F. im norddeutschen Diluvialland, in Schlesien, Polen, Galizien, Podolien und Wolhynien in Form von Geschieben sehr häufig vor. Ferner enthalten der obere weiße Jurakalk Süddeutschlands und der Schweiz sowie manche tertiäre Ablagerungen ebenfalls Feuersteinknollen. Wegen seiner Härte und scharfkantigen Beschaffenheit ist der F. zum Feueranschlagen vorzüglich geeignet, und die Fabrikation der Flintensteine bildete vor Einführung des Perkussionsgewehrs einen blühenden Industriezweig in der Champagne und Picardie, in Tirol, Galizien, Dänemark, England etc. Der frisch gegrabene, noch feuchte F., am meisten der gelblichbraune, läßt sich durch Hammerschläge leicht beliebig spalten, und Streitäxte, Opfermesser und Pfeilspitzen findet man schon in Grabhügeln aus der Steinzeit (s.d., mit Tafel). Man schleift aus dem F. Poliersteine, Schalen, Mörser für Laboratorien, Schmucksachen und allerlei kleine Geräte (wie aus Achat), benutzt ihn gepulvert zum Sch leisen (auch in Form von Feuersteinpapier, auf einer Seite mit Feuersteinpulver überzogenes Papier) und verwendet größere Blöcke sogar als Pflastersteine. Endlich dient der F., der geglüht, gemahlen und geschlemmt fast chemisch reine Kieselsäure darstellt, zur Darstellung des englischen Flintglases, des Fritteporzellans und des Wasserglases. Der Puddingstein (Flintkonglomerat), nuß- bis faustgroße Gerölle von schwarzem,[514] braunem und gelbem F., oft mit konzentrischer Farbenbänderung, durch ein kieseliges Bindemittel fest verkittet, ist im Eocän Englands weitverbreitet und wird, da er schöne Politur annimmt, häufig verschlissen (s. Tafel »Mineralien und Gesteine«, Fig. 21).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 514-515.
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